Sorgenkind Erdbeere: Niemand will die süßen Früchte kaufen
RTL
Hohe Kosten, überschaubare Nachfrage und niedrige Preise trüben vielfach die Geschäfte. Für viele Bauern lohnt sich die Ernte nicht mehr.
Hohe Kosten, überschaubare Nachfrage und niedrige Preise trüben die Geschäfte. Damit hat sich die Erdbeere, sonst vermutlich DAS Lieblingsobst überhaupt, zu einem echten Sorgenkind entwickelt. Der Verkauf von Erdbeeren läuft bei vielen Bauern in Deutschland in diesem Jahr nicht rund; für viele von ihnen lohnt sich die Ernte nicht mehr.
Ausgerechnet das gute Wetter im Mai hat dazu beigetragen, dass man sich Sorgen um die Erdbeere machen muss, sagt Eva Würtenberger von der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI) in Bonn. Das Angebot sei dadurch entsprechend gewachsen, viele Kunden kauften aber weniger als üblich. Die Folge: Preisverfall auf im Bundesschnitt unter fünf Euro für ein Kilo.
Zugleich seien die Kosten für die Bauern in den vergangenen Monaten gestiegen, etwa für Dünger, Pflanzenschutzmittel, Jungpflanzen oder wegen der höheren Energiepreise auch für den Transport, sagt Würtenberger der Deutschen Presse-Agentur. Für viele Produzenten sei die Situation deswegen schwierig. Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen hatte bereits Ende Mai darauf hingewiesen, dass einige Bauern auf die Erdbeerernte verzichteten, weil sie sich schlicht nicht mehr lohne.
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Die Kaufzurückhaltung ist nach Einschätzung der Landwirtschaftskammer unter anderem auf die Auswirkungen der Inflation zurückzuführen: Viele alltägliche Produkte seien teurer geworden, die Kunden verzichteten deshalb auf Lebensmittel wie Erdbeeren. "Die Leute sind zögerlicher, die Abnahme ist verhalten", erklärt Bauernpräsident Joachim Rulwied. "Auf der anderen Seite sind unsere Erzeuger mit Dumping-Importen konfrontiert, wie zum Beispiel drei Euro für ein Kilogramm Spargel aus Italien." So könne man nicht produzieren. "Da legt man drauf. Die Folge ist, dass einzelne Betriebe Teilflächen schon vorab aus der Ernte genommen haben, weil es sich nicht rechnet."
Auch Marktbeobachtungsexpertin Würtenberger sagt, es sei eine gewisse Kaufzurückhaltung zu spüren. Außerdem sei der Konkurrenzdruck durch Importware in diesem Jahr schon im April ungewöhnlich hoch gewesen. "In Spanien war der März eher kühl, der Saisonstart dort hat sich verzögert." Dadurch seien spanische Erdbeeren erst später als sonst in Deutschland im Angebot gewesen.
In den Niederlanden und Belgien habe sich die Ernte ebenfalls verzögert, weil viele Produzenten angesichts der Energiekosten ihre Gewächshäuser weniger geheizt hätten als in früheren Jahren. "Auch die Ware ist dann später auf den deutschen Markt gekommen." Schon in der Phase vor dem Verkauf der ersten deutschen Freiland-Erdbeeren sei das Angebot daher deutlich größer gewesen als sonst – auch das habe den deutschen Obstbauern das Leben schwer gemacht.
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