Sorge um die belarussische Oppositionelle Maria Kolesnikowa
DW
Sie lächelte, auch als sie zu elf Jahren Haft verurteilt wurde und formte mit ihren Händen ein Herz. Seit Dienstag liegt die belarussische Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa auf der Intensivstation. Ein Porträt.
Nach Angaben des Pressedienstes des ebenfalls inhaftierten Oppositionellen Viktor Babaryko befindet sich die 40-jährige Regierungskritikerin Maria Kolesnikowa aus unbekannten Gründen in einem Krankenhaus in der belarussischen Stadt Gomel. Der Mitteilung zufolge war Kolesnikowa am Montag zunächst in die Chirurgie gebracht worden, bevor sie auf die Intensivstation verlegt wurde.
Die Sorge um den Gesundheitszustand der Politikerin, die sich nach den Massenprotesten gegen den belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko gegen die Flucht ins Exil entschied, nimmt zu. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat am Mittwoch die sofortige Freilassung Kolesnikowas gefordert. "Die Berichte über den Gesundheitszustand von Maria Kolesnikowa gehen mir sehr nahe", erklärte die Ministerin auf Twitter. "Das Regime in Belarus muss für ihre Gesundheit garantieren und sie sofort freilassen. Ihr Einsatz für Demokratie ist kein Verbrechen."
Auch hinter Gittern ist Maria Kolesnikowa eine Führungsfigur der Opposition in Belarus geblieben. Nach fast einem Jahr Untersuchungshaft hatte ein Gericht in Minsk die Oppositionspolitikerin am 6. September 2021 unter anderem wegen "Extremismus" zu elf Jahren Strafkolonie verurteilt. Trotz des harten Urteils ließ sich Kolesnikowa nichts anmerken. Sie lächelte in die Kameras und formte mit ihren Händen ein Herz, ihr Markenzeichen.
Rund drei Wochen nach ihrer Verhaftung wurde die Oppositionspolitikerin am 27. September mit dem Václav-Havel-Preis für Menschenrechte ausgezeichnet. Ihre Schwester Tatjana Chomitsch nahm den mit 60.000 Euro dotierten Preis in ihrem Namen im Europaparlament in Straßburg an.
Kolesnikowa war im Sommer 2020 zur Frontfrau der oppositionellen Bewegung aufgestiegen, die Präsident Alexander Lukaschenko die Fälschung der Wahl vom 9. August 2020 vorwarf. Sie war bei Protesten in der Hauptstadt Minsk immer vorne mit dabei, wirkte stets gut gelaunt, lachte und strahlte in die Menge, als würde sie den seit 1994 regierenden autoritären Machthaber der früheren Sowjetrepublik weglächeln wollen.