
Sollte der Leopard als Muse bezahlt werden?
Die Welt
Wer Leopardenmuster trägt, schmückt sich mit der Anmut und der Stärke des eleganten Raubtiers. Der Print hat schon immer enormen Wert für die Mode gehabt. Deshalb fordern manche nun eine Lizenzgebühr.
Am Ende war der secretary of style der amerikanischen First Lady für das Schlamassel verantwortlich. Für seine Klientin Jackie Kennedy entwarf Oleg Cassini im Jahr 1962 einen Pelzmantel, der seinesgleichen suchte. Ein Doppelreiher, knielang, A-förmig geschnitten und gefertigt aus echtem Leopardenfell. Die Präsidentengattin soll begeistert gewesen sein, die Modewelt war es auch. Nur die Tierschützer nicht: Schätzungsweise 250.000 Leoparden wurden in den folgenden zehn Jahren getötet, um ihr Fell für modische Zwecke zu missbrauchen. Bis das Tier 1973 im Rahmen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens auf der Liste der gefährdeten Spezies landete. Seitdem ist die Einfuhr der Felle illegal, auch in Europa.
Eine Muse ist der Leopard aber geblieben. Kein Tier hat es Modeschöpfern so sehr angetan wie die gefleckte Raubkatze. Dafür sollte sie entschädigt werden, verlangen Wissenschaftler der Wildlife Conservation Research Unit, einer Abteilung des Lehrstuhls für Zoologie an der Universität Oxford. Das US-Magazin „New Yorker“ griff die Diskussion jüngst auf, ob so etwas wie eine Lizenzgebühr für die Nutzung des Leopardenmusters angebracht wäre. Die Forderung: Wer die Flecken für ein Kleidungsstück, eine Tasche oder eine Serviette verwenden möchte, hat im Vorfeld dafür zu zahlen. Der Erlös soll in einen Fonds fließen, mit dem man die vom Aussterben bedrohte Spezies schützen will. In die hitzigen Diskussionen um kulturelle Aneigung mischt sich damit ein neuer Aspekt: jener der unzulässigen Inanspruchnahme der Natur.