
Sobald getanzt wird, hebt dieser Film ab
Die Welt
Die Regisseurin Katja von Garnier („Abgeschminkt“, „Ostwind“) hat einen Tanzfilm mit der Berliner Freestyle-Truppe „Flying Steps“ gedreht. Dabei ist es völlig unwichtig, dass die Handlung aus reinen Klischees besteht. Es ist ein Genuss, den jungen Künstlern zuzusehen.
Der Ärger beim Ansehen kommt schnell. Über die vorgestanzten, ästhetisch optimierten Abziehbilder und die völlig vorhersehbare Handlung, die hier mal wieder als deutsche Filmwirklichkeit präsentiert werden. Aber mit Realität hatte es die Regisseurin Katja von Garnier eigentlich schon seit ihrem 1993er-Debüt mit der Hochschularbeit „Abgeschminkt!“ nicht so wirklich gehabt.
Also sieht jetzt, bald 30 Jahre später, auch in ihrem jüngsten Opus „Fly“ noch der abgerockteste Berliner Assi-Kietz superstylish aus, selbst die Underdog-Wohnung hat Shabby Chic, der böse Behördenhengst (Aleksandar Jovanovic) residiert im edlen Glasdachloft, und Spree-Athen zeigt sich mal wieder routiniert von seiner touristenrauschönsten Oberbaumbrücke-bis-Tempelhofer-Feld-Seite: Da wird die Ruine der Franziskaner-Klosterkirche in Mitte zum pittoresken Performance Space und das alte DDR-Sport- und Erholungszentrum zum rotzigen HipHop-Battle-Austragungsort. Das Bode-Museum geht als lebendiger Skulpturengarten viral, und sogar die luftige Freitreppe am Haus der Kulturen der Welt muss als de-luxe-Krankenhauseingang herhalten. Zu schön, um wahr zu sein.