So reagieren die EU-Länder auf drohende Nahrungskrisen
ProSieben
Die Auswirkungen von Russlands Krieg gegen die Ukraine auf die Agrarmärkte sind enorm.
Im Kampf gegen steigende Lebensmittelpreise und drohende Hungerkatastrophen plädiert die Bundesregierung dafür, Umweltstandards zu lockern. Agrarminister Cem Özdemir warb bei einem Treffen mit seinen EU-Kollegen in Brüssel für Ausnahmen künftiger Vorgaben, die eine bestimmte Fruchtfolge vorsehen. Von der EU-Kommission habe er schon vorsichtige Signale der Zustimmung bekommen, sagte der Grünen-Politiker. Fruchtfolgen sollen im Gegensatz zu Monokulturen Böden schonen oder weniger Pestizide nötig machen.
Es sei eine schwierige Abwägung gewesen. Schließlich ergebe es Sinn, Weizen nicht nach Weizen anzubauen, sagte Özdemir. Aber: "Wir haben es hier mit einer Art Korn-Krieg zu tun, den Putin hier führt."
Özdemir war vor allem von Christdemokraten dafür kritisiert worden, angesichts des Ukraine-Kriegs Umweltstandards nicht stärker zu lockern. Weil wegen des russischen Kriegs ukrainischer Weizen auf dem Weltmarkt fehlt, sind Preise gestiegen. "Die Zeichen einer wachsenden Ernährungskrise sind deutlich sichtbar", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Sie warf Russland vor, bewusst Getreidelager in der Ukraine zu bombardieren und ukrainische Schiffe mit Weizen und Sonnenblumenkernen zu blockieren. In vielen ärmeren Ländern hängt auch die politische Stabilität stark von Lebensmittelpreisen ab.
Als Reaktion erlaubte die EU-Kommission bereits, von Umweltregeln abzuweichen, was EU-Länder umgesetzt haben. Wie viel Zusatzernte man sich erhofft, kann kein Land beantworten.
Im landwirtschaftlich besonders starken Frankreich können Bauern in diesem Jahr sämtliche Brachflächen, außer denen zur Honigerzeugung, zum Anbau nutzen. Wie das Agrarministerium in einem Erlass Ende März festlegte, können dort Getreide, Eiweißpflanzen wie Acker- und Futtererbsen sowie Ölsaaten wie Raps angebaut werden. In Deutschland können diese Flächen nur für den Anbau von Futter genutzt werden. In Frankreich machen Brachflächen rund ein Prozent der Agrarnutzfläche und fast zwei Prozent der Ackerfläche aus.