SLUB zeigt erstmals audiovisuelles Erbe Sachsens
n-tv
Dresden (dpa/sn) - Nach fast vier Jahren sind bereits mehr als 85.000 Spielminuten oder 1900 Filmrollen, Ton- und Videobänder von Sachsens audiovisuellem Erbe bearbeitet. Das Material umfasst ein Datenvolumen von 95 Terabyte, die, wo es möglich ist, öffentlich genutzt werden können, wie die Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) in Dresden am Montag mitteilte. Die kaum bekannten Aufnahmen aus den vergangenen 100 Jahren reichen von Amateurfilmen über den Alltag oder Reisen in die Welt bis zu ethnografischen Studien oder experimenteller Kunst, die abseits einer großen Öffentlichkeit entstanden.
Die SLUB zeigt diese "Film- und Tonschätze" ab dem 20. April unter dem Titel "Der bewahrte Blick". In der Schau sind bis Anfang 2024 "filmische und klangliche Fundstücke" versammelt, darunter Aufnahmen von Festumzügen sächsischer Kleinstädte, die vom Wandel in Bürgerschaft oder Mode zeugen und historisch einmalige Schmalfilme, die ein Musiker der Sächsischen Staatskapelle Dresden auf Tourneen des Orchesters zwischen 1955 und 1983 mit einer Handkamera aufnahm.
Tonaufzeichnungen auf sogenannten Selbstschnittfolien zeugen laut SLUB von einem weitgehend vergessenen Medium, das bis Anfang der 1950er Jahre genutzt wurde. Damit konnten mittels "Sprechbrief" Grußbotschaften an Verwandte geschickt oder auch beliebte Melodien aus dem Rundfunk aufgenommen werden. Das Format sei somit "ein Vorläufer des späteren "Mixtapes" oder heutigen Voice-Mail". Da die SLUB an weiteren historischen Film- und Tonmedien in Privatbesitz interessiert ist, soll die Schau auch zur Suche danach anregen.
Seit 2019 werden auch wichtige Film-, Video- und Tonaufnahmen in kommunalem und privatem Besitz gesichert. Mit dem Projekt "Save" sollen etwa 15 Prozent der rund 54.000 audiovisuellen Medieneinheiten in kleinen Museen, Archiven, Bibliotheken und Sammlungen digitalisiert und nutzbar gemacht werden - der Freistaat fördert das mit jährlich 380.000 Euro.