Sie wollten die Macht, jetzt greifen sie danach
n-tv
Der Frust über das schwache Bundestagswahlergebnis währt nur kurz. Sechs Tage nach der Wahl stimmen sich die Grünen auf die Machtübernahme ein - und richten ihre Kanzlerkandidatin wieder auf.
Am besten wäre es, die Grünen machten es ihrem Vorsitzenden Robert Habeck gleich und verließen geschlossen Twitter. Zumindest aber sollten sie die App vom Handy löschen, solange die erste Regierungsbeteiligung im Bund seit 2005 noch nicht in Sack und Tüten ist. Die geplatzten Koalitionsverhandlungen in 2017 seien auch an Indiskretionen in dem sozialen Netzwerk gescheitert, erinnert Grünen-Geschäftsführer Michael Kellner zu Beginn des Länderrats seiner Partei. "2017 nicht zu wiederholen, heißt auch, dass man innen redet und nicht über Twitter redet", sekundiert kurz darauf die Vorsitzende Annalena Baerbock. Es darf jetzt halt nichts mehr schiefgehen, lautet die Botschaft. Oder mit den Worten Habecks: "Wenn wir uns nicht komplett dämlich anstellen, werden wir in den kommenden vier Jahren nicht nur die Regierung tragen, sondern mitbestimmen." Komplett dämlich? Nein, das kann keiner wollen in der Partei.
Die Grünen wollten eigentlich die nächste Bundesregierung anführen mit Baerbock als Kanzlerin. Doch so enttäuschend das Ergebnis am Ende auch gewesen sein mag, so wenig Zeit bleibt zum Wundenlecken. Sechs Tage nach der Bundestagswahl sind die Delegierten der Landesparteien in einem Kongresszentrum am Berliner Westhafen zusammenzukommen, um den Fahrplan zur nächsten Regierungsbeteiligung festzuzurren. Im Wesentlichen gilt es dabei, drei Punkte abzunicken: Erstens das zehnköpfige Sondierungsteam sowie 14 weitere Sondierungsberater, zweitens die Festsetzung, dass ein kleiner oder großer Parteitag dem Beginn ordentlicher Koalitionsverhandlungen zustimmen muss; drittens, dass ein möglicher Koalitionsvertrag allen Parteimitgliedern zur Abstimmung vorgelegt wird.