Sie wollen Italiens Traditionsmarken verjüngen
Die Welt
Etro, Bally, Ferragamo und Missoni: Vier italienische Modehäuser haben neue Designer. Bei der Mailänder Modewoche debütierten sie. Was sind ihre Ideen für den Sommer 2023 und darüber hinaus? Ein Überblick.
Die Show begann mit einem Denim-Look aus Baggy Pants und Bandeau-Bra, gefolgt von vielen weiteren Bauchfrei-Oberteilen, ultrakurzen Kleidern und geschlitzten Röcken. Die Frage an Marco de Vincenzo lautet jetzt, was die langjährige Etro-Kundin von seiner auf Jugendlichkeit getrimmten Kollektion halten wird. Der 44-Jährige schaut einem mit glasklarem Blick in die Augen und sagt: „Sicher. Ich werde Kundinnen verlieren, aber ich habe auch die Möglichkeit, neue zu gewinnen. Ich wurde geholt, um etwas zu verändern.“ In einer Branche, in der sonst selbst die kleinsten Wahrheiten immer hübsch verpackt werden, geht so viel Ehrlichkeit schon mal schwer in Ordnung.
Ende Mai wurde de Vincenzo zum Kreativdirektor von Etro ernannt, jener Marke, die seit Jahrzehnten für Paisley-Muster und ihre freundliche Familienführung steht. Die News war ein Paukenschlag, weil de Vincenzo in seiner Funktion die Hoheit über alle Kollektionen hat. Bisher waren sie unter drei Etro-Geschwistern aufgeteilt: Veronica entwarf die Frauen- und Kean die Männermode, Jacopo kümmerte sich um Accessoires und Homewear. Ihr Vater Gimmo gründete Etro 1968 als Weberei, heute ist er im Vorstand. Der Rückzug seiner Kinder ging einher mit dem Einstieg des Investors L Catterton, dem die Familie Etro vergangenes Jahr 60 Prozent ihrer Firmenanteile abtrat. LCatterton polierte zuletzt schon Ganni und Birkenstock auf. Spezialgebiet: globales Wachstum.