Sie ist noch ein Kind
Süddeutsche Zeitung
Als Sechsjährige zog Kamila Walijewa nach Moskau, um sich zur Eisprinzessin trimmen zu lassen. Nun fragt sich die Welt, wie ein verbotenes Herzmedikament in ihren Körper kommt - und was das über Russlands Sportkultur sagt.
Kamila Walijewa tat so, als wäre nichts gewesen. Oder wahrscheinlicher: Sie musste so tun, als wäre nichts gewesen. Recht früh erschien die russische Eiskunstläuferin am Freitag in der Nebenhalle der Wettkampfarena im Pekinger Bezirk Haidian, immerhin flankiert von ihren Kolleginnen Anna Schtscherbakowa und Alexandra Trussowa. Eine öffentliche Stellungnahme gab sie nicht ab, sie drehte ihre Runden, und wie zum Trotz legte Walijewa laut Augenzeugenberichten in der 45-minütigen Einheit gleich vier Vierfachsprünge aufs Eis, diese schwierigen Elemente, die sie so sehr beherrscht wie kaum eine andere in der Welt des Eiskunstlaufs.