
Shoa-Überlebende in Berlins Abgeordnetenhaus
n-tv
Überlebende des Holocausts, ihre Nachfahren, ihre Gedanken: Eine Ausstellung im Berliner Abgeordnetenhaus anlässlich von 80 Jahren "Wannseekonferenz" richtet den Blick vor allem nach vorn. Und gibt den Opfern endlich ein Gesicht.
"WIR! SIND! HIER!" ist ein im wahrsten Sinne des Wortes großes, fotografisch-künstlerisches "Dennoch!" Hier werden Überlebende der Shoa und ihre Nachfahren auf eine bisher nicht gekannte Art und Weise präsentiert. Anlass ist der 80. Jahrestages einer Konferenz am Berliner Wannsee, die dem wunderschönen See und Naherholungsgebiet der Hauptstädter seit eben 80 Jahren einen bitteren Beigeschmack verleiht: Die Wannseekonferenz am 20. Januar 1942.
An diesem Tag beschlossen 15 Männer die weiteren Zuständigkeiten der bereits angelaufenen Ermordung der europäischen Juden - beim Frühstück am Berliner Wannsee. Während diese 15 Täter zentrales Element des Erinnerns sind, werden ihre Opfer zumeist - wenn überhaupt - nur entpersonalisiert genannt. Sie waren bisher einfach nur "die Opfer". Diese Opfer haben aber Namen. Und einige überlebten ihre systematisch geplante Vernichtung trotz aller Widrigkeiten.
Ein paar dieser noch lebenden Personen stellt das Projekt vor: Ihre Namen sind Eva Szepesi, Yisrael Abelesz oder Dr. Peter Brent zum Beispiel. Brent, lange und erfolgreich Anwalt, erzählt: "Ich war fast 50 Jahre glücklich verheiratet, bevor meine Frau Daphne starb. Ich habe drei Söhne und sechs Enkelkinder. Mit Serena - sie ist Anwältin - bin ich auf dem Porträt zu sehen. Als wir für die Aufnahme in Berlin waren, besuchten wir die Gedenkstätte 'Haus der Wannseekonferenz'." Es bleibt Brent unbegreiflich, "wie eine gebildete, kultivierte und intelligente Gruppe von Menschen in der Lage war, solch grausame, völkermörderische Pläne zu schmieden, zumal in einer Urlaubsatmosphäre, bei Essen und Cognac in idyllischer Umgebung. Man kann und mag sich nicht vorstellen, wie viel Spaß und Gelächter am Tisch herrschte, während sich das Böse entwickelte."