Shanghai verzweifelt am Omikron-Lockdown
n-tv
"Ist das in Ordnung für die, wenn ich sterbe?", fragt Herr Yu. Der ältere Herr aus Shanghai hat nach mehreren Wochen im Lockdown weder Essen noch Medikamente, von der Regierung kommt keine Hilfe. Vielen Bewohnern der Millionenmetropole geht es mittlerweile ähnlich. Der Unmut darüber wächst.
Herr Yu will zum Arzt, hat leichtes Fieber. "Ich habe nichts zu essen. Ich fühle mich schrecklich", sagt der ältere Herr in einem dringlichen Telefonat mit seinem Nachbarschaftskomitee in Shanghai. Seit Wochen unterliegen die meisten der 26 Millionen Einwohner der Hafenmetropole einem harten und vielfach chaotischen Lockdown. Er habe auch keine Medikamente mehr, klagt Herr Yu. Sein Antrag, medizinisch behandelt oder zur Computertomographie gelassen zu werden, bleibe seit Tagen von höherer Stelle unbeantwortet. "Ist das in Ordnung für die, wenn ich sterbe?"
Der Funktionär am anderen Ende der Leitung ist überfordert: "Wir sind machtlos und können nichts daran ändern", sagt er und beklagt sich über die Verantwortlichen. "Die tun nichts für die Alten, die Schwangeren und die Senioren, die gestorben sind. Selbst um die Mülltonnen kümmern sie sich nicht." Ein Mitschnitt des Gesprächs, das offenbar von einem Familienmitglied aufgezeichnet wurde, geht online, empört Millionen, bis die Zensur es streicht.
"Ich kann nicht glauben, was aus unserem Land geworden ist", sagt Herr Yu am Ende resigniert. Der Vertreter des Nachbarschaftskomitees stimmt ihm zu: "Ich weiß auch nicht, warum Shanghai sich so verändert hat." Das Gespräch trifft einen Nerv, und selbst Chinas Staatsmedien sprechen von einer "traurigen Geschichte", beteuern aber, Herrn Yu sei schließlich zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht worden. Zwar hat die Stadt bisher noch keine Covid-Toten gemeldet, aber im Internet kursieren verzweifelte Schilderungen von Angehörigen, dass Alte oder chronisch Kranke keine medizinische Behandlung bekommen hätten und deswegen gestorben seien.
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