Sexualisierte Gewalt im Stadion: Bayer 04 Leverkusen geht mit "Luisa" neuen Weg
DW
Sexualisierte Gewalt ist weltweit ein gesellschaftliches Problem - auch im Stadion. Fußball-Bundesligist Bayer 04 Leverkusen will mit einem Projekt dagegen vorgehen. Andere Länder sind bei diesem Thema Vorreiter.
Es sind betrübliche Geschehnisse wie diese, die immer mehr ins Bewusstsein rücken: "Was am Wochenende leider noch passiert ist: Vor dem Spiel packt mir ein fremder Mann kommentarlos an den Po. Nach dem Spiel fasst mir einer im Vorbeilaufen unters Shirt. Wo leben wir eigentlich, dass Menschen immer noch denken, sowas wäre okay?", schrieb Sarah im Sozialen Netzwerk "Twitter" nach einem Stadionbesuch. Sie ist eine der wenigen, die sich öffentlich zu solch einem sexistischen Vorfall äußert.
"Das Thema ist natürlich sehr schambehaftet für die betroffenen Frauen", sagt Andrea Frewer von der Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt in Leverkusen und nennt unerfreuliche gesamt-gesellschaftliche Zahlen: "Fünf Prozent der Frauen haben bereits sexualisierte Gewalt erlebt. 60 Prozent sogar schon sexuelle Belästigungen."
Auch in der örtlichen BayArena - wie in nahezu allen Stadien bundes-, europa-, und auch weltweit - kommt es immer wieder zu derartigen Vorfällen. "Auch bei uns gab es eine Sensibilisierung für dieses Thema", sagt Bayer-04-Fanbeauftragter Andreas Paffrath. Vier bis fünf Fälle sexualisierter Gewalt sowohl gegen Frauen als auch Männer, gegen Zuschauer, Ordner oder Hostessen gebe es jährlich regelmäßig im Umfeld der Spiele der Bayer-Profis. Die Dunkelziffer sei zudem groß.
Nachdem sich Paffrath und seine Kollegen der Leverkusener Fanbetreuung über individuelle Projekte anderer Klubs wie etwa Borussia Dortmund oder Arminia Bielefeld erkundigt hatten, beschlossen sie, sich einem bereits etablierten Projekt in Leverkusen namens "Luisa ist hier" anzuschließen. Das Hilfsprojekt war bis dahin vornehmlich in Gaststätten und Kneipen der Stadt aktiv und bietet einen Notruf und weitergehende Hilfemaßnahmen an.
Mit dem Codewort "Luisa" können sich Betroffene nun auch an die Stadion-Mitarbeiter wenden und erhalten Hilfe und Unterstützung. Etwa durch Gespräche, sichere Rückzugsräume, oder auch nur das Hinaus-Begleiten aus der unangenehmen Situation. "Wir helfen ganz individuell", sagt Paffrath. Es gehe vor allem darum, zunächst dem Opfer zu helfen. Die Ermittlung oder Bestrafung der Täter stünden zunächst nicht im Vordergrund. "Das erfolgt erst im Anschluss", so Paffrath.