
Sexismusvorwürfe überschatten Bayreuther Festspiele
DW
Mehrere Mitarbeiterinnen sollen begrapscht worden sein, darunter die Festivalchefin Katharina Wagner. Das deckt sich mit Studien zu Sexismus im Alltag.
Die Bayreuther Festspiele kommen nicht zur Ruhe: Nach zwei Corona-Jahren wurden drei Tage vor Beginn der diesjährigen Ausgabe nun Sexismus-Vorwürfe laut. Am Freitag berichtete der "Nordbayerische Kurier" unter der Überschrift "Frauen im Festspielhaus begrapscht" von körperlichen Übergriffen auf Frauen, von Beleidigungen und sexistischen Sprüchen.
Die Zeitung berichtet, dass auch Festspielchefin Katharina Wagner selbst von einem Übergriff betroffen war. Dies bestätigte Wagner dem Kurier am Telefon. Sie sei an der Brust berührt worden. Andere Mitarbeiterinnen berichten laut des Kuriers davon, ohne ihr Einverständnis auch am Gesäß berührt worden zu sein.
Die Berichterstattung habe die Festspielleitung "sehr bewegt und tatsächlich überrascht, da betriebsintern keine Informationen zu eventuellen Übergriffen bekannt sind", sagte Festspielsprecher Hubertus Herrmann der Deutschen Presse-Agentur am Freitag.
"Wir werden den Vorwürfen umgehend nachgehen und bitten Betroffene, sich direkt bei der Geschäftsführung zu melden." Er betonte: "Es werden keinerlei Beleidigungen oder tätliche Übergriffe geduldet."
Dass auch bei einem der wichtigsten Musikfestivals Europas Frauen sexistische Erfahrungen machen könnten, deckt sich mit Untersuchungen zu Sexismus im Alltag. 41 Prozent der Frauen, die Sexismus bei sich und anderen erfahren, erleben diesen am Arbeitsplatz. Nur öffentliche Plätze sind mit 46 Prozent noch häufiger vertreten. Das fand eine Pilotstudie zu Sexismus im Alltag im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus dem Jahr 2018 heraus.