
Serbiens Politik steht hinter Djokovic: Präsident wirft Australien „Hexenjagd“ vor
Frankfurter Rundschau
Nach der Annullierung seines Visums muss Tennisstar Novak Djokovic Australien verlassen. In Serbien genießt er politische Rückendeckung.
Belgrad – Die Abschiebung des serbischen Tennisprofis Novak Djokovic aus Australien erzürnt neben dessen Fans sowie internationalen Impfgegnern auch Spitzenpolitiker in Serbien. So warf Serbiens Präsident Aleksandar Vucic dem Staat vor, Djokovic „wie einen Massenmörder“ zu behandeln. Das sagte er am Sonntag (16.01.2022) gegenüber dem britischen Fernsehsender BBC.
Zugleich beklagte der serbische Staatschef, Djokovic sei seit seiner Ankunft in Australien „schikaniert und gequält worden“. Die Schikanen hätten, äußerte Vucic serbischen Medien gegenüber, „beispiellose Ausmaße“ angenommen. Er sprach dabei von „Hexenjagd“ und „Lynchstimmung“ und warf den Behörden vor, an dem ungeimpften Tennisspieler ein „Exempel“ dafür zu statuieren, „wie die Weltordnung funktioniert“.
Nach langem Hin und Her hatte ein Bundesgericht in Australien am Sonntag entschieden, die Aberkennung des Visums von Novak Djokovic als rechtmäßig zu erklären und damit einen Einspruch des 34-jährigen Sportlers zurückzuweisen. Dieser wollte ab Montag (17.01.2022) an den Australian Open 2022 teilnehmen, bei denen in diesem Jahr ausschließlich geimpfte Sportler:innen zugelassen sind. Djokovic hatte nach Ablauf der Meldefrist durch einen positiven Corona-Test im Dezember eine Ausnahmegenehmigung erwirkt und war auf dieser Basis nach Australien gereist.
Dort kontrollierten die Beamten seine Papiere und entschieden sich zunächst für die Unterbringung in einem Hotel für Menschen, auf die eine Abschiebung aus Australien wartet. In einer ersten Gerichtsentscheidung wurde die Aberkennung des Visums des Tennisspielers noch als ungültig erklärt. Wenige Tage später entschieden die Behörden jedoch erneut, Djokovic den Zugang zum Land zu verwehren. Zur Begründung zählte die Sorge um die öffentliche Ordnung und die Gesundheitslage im Land.
Auf dieser Basis argumentierte auch der Anwalt der australischen Regierung der zudem anführte, dass in Serbien weniger als 50 Prozent der Bevölkerung zweifach geimpft seien. Ministerpräsidentin Ana Brnabic bezeichnete das als „offene Lüge“ und erklärte daraufhin: „Wir haben derzeit 58 Prozent vollständig geimpft, und 37 Prozent erhielten den Booster.“