Sellering sieht SPD am Scheideweg
n-tv
Die SPD hat bei den jüngsten Landtagswahlen mäßige Resultate eingefahren und die Umfrageergebnisse im Bund sind ernüchternd. Mecklenburg-Vorpommerns Ex-Regierungschef Erwin Sellering nennt Gründe.
Schwerin (dpa/mv) - Sieben Jahre nach seinem krankheitsbedingten Ausscheiden aus der Politik hat sich der frühere Ministerpräsident Mecklenburg-Vorpommerns, Erwin Sellering, überraschend noch einmal zu Wort gemeldet. Anlass ist der Zustand der SPD, der er seit 1994 angehört und deren Landesverband er zehn Jahre lang führte.
"Die Ergebnisse der Wahlen in Thüringen und Sachsen lassen befürchten: Die SPD hat die Orientierung verloren", schreibt der 74-Jährige in einem Gastbeitrag für das Magazin "Cicero" und äußert Zweifel daran, dass sich die SPD noch der Aufgabe als Volkspartei stellt, für alle da zu sein und zusammenzuführen.
"Eine Volkspartei muss sich als Anwalt aller begreifen, für alle da sein, widerstreitende Interessen ausgleichen. Sie muss ein Wir-Gefühl vermitteln", schreibt Sellering. Dieser Rolle werde die SPD in der Ampel-Koalition nicht gerecht. Soziale Gerechtigkeit, jahrzehntelang Herzensanliegen der Sozialdemokraten, sei für viele Menschen nicht mehr als vordringliches Ziel der SPD erkennbar. Wer Hilfe brauche, dem müsse geholfen werden, wer sich anstrenge, der müsse belohnt werden. "Wer sich weigert, zum Gemeinwohl beizutragen, muss die Konsequenzen tragen" schreibt Sellering. Leistungsbereitschaft und soziale Gerechtigkeit gehörten stets zusammen.