Selenskyj in Warschau: Demonstrativer Schulterschluss
DW
Polen unterstützt die Ukraine im Kampf gegen Russland massiv. In Warschau bekräftigten die Präsidenten Polens und der Ukraine den Schulterschluss. Gemeinsam will man die Vergangenheit aufarbeiten und nach vorn schauen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj war in den vergangenen Monaten bereits in Washington, London, Paris und Brüssel. Nun besuchte er auch die polnische Hauptstadt Warschau. In gewisser Weise ist die Visite in Polen sein erster "echter" offizieller Besuch im Ausland: Erstmals ein Besuch, der von beiden Seiten vorher angekündigt wurde und erstmals ein Staatsbesuch, den Selenskyj nach Kriegsausbruch zusammen mit seiner Ehefrau Olena unternahm.
Die polnischen Gastgeber bereiteten den Staatsgästen aus der Ukraine einen würdigen Empfang mit militärischen Ehren. Und: Selenskyj erhielt die höchste Auszeichnung Polens - den Orden des Weißen Adlers. Der Besuch wurde, auch durch diese Gesten, zum demonstrativen Schulterschluss zwischen zwei Staatschefs und zwei Nationen, die Russland als existenzielle Bedrohung für Europas Sicherheit betrachten und fest entschlossen sind, dieser Gefahr die Stirn zu bieten. "Es gibt kein unabhängiges Polen ohne eine unabhängige Ukraine", zitierte Selenskyj nach seiner Ankunft in Warschau den polnischen Exil-Schriftsteller und Publizisten Jerzy Giedroyc.
"Selenskyj wollte sich bei Polen für die bisherige Hilfe bedanken und gleichzeitig den Westen daran erinnern, dass sein Land weiterhin Unterstützung braucht", sagte Slawomir Debski, Chef des Polnischen Instituts für Internationale Beziehungen (PISM), im Fernsehsender TVN.
Höhepunkt des eintägigen Besuchs war das Treffen von Selenskyj und seinem polnischen Amtskollegen Andrzej Duda mit Polen und Ukrainern am Mittwochabend im Königsschloss in Warschau. "Russland wird niemals siegen, wenn ein Pole und ein Ukrainer Schulter an Schulter stehen", sagte Selenskyj. "Wir stehen zusammen in diesem Krieg und werden uns gemeinsam über den Frieden freuen. Schulter an Schulter, gemeinsam in der EU und in der NATO." Seine Rede im Hof des Schlosses wurde immer wieder von Beifall unterbrochen.
Selenskyj bedankte sich auch bei den polnischen Städten und Gemeinden für die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge. "Ich danke dafür, dass ukrainische Kinder in Polen lernen können und dafür, dass ukrainische Erwachsene gleiche Rechte wie Polens Staatsbürger bekommen haben", sagte er. Seit dem Kriegsausbruch sind fast elf Millionen Menschen mit ukrainischem Pass nach Polen eingereist. Mehr als eine Million blieben für länger in Polen.