Selenskyj gibt sich verhandlungsbereit - aber nicht in Belarus
DW
Moskau hat eine Verhandlungsdelegation nach Belarus geschickt. Der ukrainische Präsident zeigt sich gesprächsbereit, aber nur auf neutralem Gebiet. Die Kämpfe gehen indes weiter.
Das Wichtigste im Überblick:
Die Ukraine hat von Russland angebotene Verhandlungen in Belarus abgelehnt. Belarus sei selbst an der russischen Invasion beteiligt, denn auch von dort aus habe Russland die Ukraine angegriffen, sagt Präsident Wolodymyr Selenskyj. Die Ukraine sei aber weiter offen für Verhandlungen an anderen Orten. Selenskyj hatte Verhandlungen in Belarus schon einmal abgelehnt.
Zugleich appellierte Selenskyj an die Solidarität der Menschen im Nachbarland Belarus. "Von Ihrem Gebiet aus schießen die Truppen der Russischen Föderation Raketen auf die Ukraine", sagte er in einer Videobotschaft. Er rief die Menschen in Belarus dazu auf, sich klar zu positionieren - auch mit Blick auf ein belarussisches Verfassungsreferendum, das an diesem Sonntag anstand: "Wir sind Ihre Nachbarn. Wir sind Ukrainer. Seien Sie Belarus - und nicht Russland!"
Die ukrainischen Streitkräfte sind nach Medienberichten weiterhin vielerorts schweren Angriffen der russischen Armee "aus allen Richtungen" ausgesetzt. Russische und ukrainische Einheiten haben sich am frühen Morgen erbitterte Gefechte um den Flughafen Vasilkovo in einem Vorort der Hauptstadt Kiew geliefert. Nach Medienberichten versuchten die russischen Einheiten weiterhin, einen der größeren Flughäfen rund um Kiew unter ihre Kontrolle zu bringen. Diese Angaben ließen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen.
Russische Truppen sind nach ukrainischen Angaben in die umkämpfte Stadt Charkiw im Nordosten der Ukraine vorgedrungen. Sie seien mit Militärfahrzeugen in die zweitgrößte Stadt des Landes gelangt, auch in das Stadtzentrum, sagt der Gouverneur der Region, Oleh Sinegubow. Ukrainische Streitkräfte versuchten, die russischen Soldaten zurückzudrängen. Zivilisten wurden aufgefordert, nicht nach draußen zu gehen. Agenturen berichten von Straßenkämpfen. In der Stadt leben etwa 1,5 Millionen Einwohner.