Selenskyj beruft Melnyk als Botschafter der Ukraine in Berlin ab
ProSieben
Seit einigen Tagen gab es Gerüchte, jetzt gibt es Gewissheit: Der ukrainische Botschafter in Deutschland muss seinen Posten räumen. Unterdessen gehen die Kämpfe in dem Land weiter.
Nach der Einnahme des Gebiets Luhansk durch Russland hat sich der Schwerpunkt der Kämpfe in der Ukraine mehr als 130 Tage nach Kriegsbeginn deutlich ins benachbarte Donezk verlagert. Bei russischen Raketenangriffen wurden am Wochenende nach ukrainischen Angaben in dem Ort Tschassiw Jar womöglich mehr als 30 Menschen in einem eingestürzten Wohnblock verschüttet. Unterdessen steht bei der Vertretung der Ukraine in Deutschland ein Wechsel an: Der polarisierende Botschafter Andrij Melnyk muss seinen Posten in Berlin räumen.
Nach Angaben des ukrainischen Gouverneurs von Luhansk, Serhij Hajdaj, führte Russland Angriffe von der kürzlich eingenommenen Stadt Lyssytschansk in Richtung Westen aus. Bei einer Attacke auf die Stadt Slowjansk töteten russische Truppen nach eigenen Angaben bis zu Hundert gegnerische Soldaten. Zudem seien mehr als Tausend Granaten für US-Haubitzen vom Typ M-777 zerstört worden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Von unabhängiger Seite lassen sich die Berichte aus den Kampfgebieten kaum überprüfen.
Es ist erklärtes Ziel Moskaus, die Region Donezk komplett zu kontrollieren. Am vergangenen Wochenende hatte Russland bereits die Stadt Lyssytschansk eingenommen, die als letzte ukrainische Bastion im Gebiet Luhansk galt.
Der ukrainische Generalstab in Kiew meldete auch in anderen Teilen des Landes Beschuss, darunter in den Gebieten Charkiw und Tschernihiw. Nach Einschätzung des US-amerikanischen Institute for the Study of the War (ISW) beabsichtigt der Kreml möglicherweise, die Region Charkiw zu annektieren. Ein Hinweis darauf sei, dass die Besatzungsbehörden in der Region rund um die ostukrainische Stadt erklärt hätten, die Gegend sei ein unveräußerlicher Teil Russlands.