Selenskyj an die EU: "Beweisen Sie, dass Sie bei uns sind!"
DW
In einer aufrüttelnden Videoansprache vor dem EU-Parlament hat der ukrainische Präsident zum Beistand aufgerufen. Auf Kiew rollt derweil ein mächtiger russischer Militärkonvoi zu.
Das Wichtigste im Überblick:
Wir kämpfen um unsere Rechte, für unsere Freiheit, für unser Leben", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seinem eindringlichen Appell. "Wir kämpfen um unser Überleben, und das ist die höchste Motivation. Aber wir wollen auch gleichberechtigte Mitglieder in Europa sein." Die Ukrainer hätten unter Beweis gestellt, dass sie Europäer seien. "Beweisen Sie, dass Sie auf unserer Seite stehen", forderte er das Europäische Parlament per Videoschaltung auf. "Beweisen Sie, dass uns nicht im Stich lassen, beweisen Sie, dass Sie wirklich Europäer sind!"
An der außerordentlichen Plenardebatte über den russischen Angriff auf die Ukraine nahmen auch EU-Ratspräsident Charles Michel, Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der Außenbeauftragte Josep Borrell teil. Einige Abgeordnete waren in ukrainische Flaggen gehüllt oder trugen Hemden mit den Landesfarben Blau und Gelb.
Ratspräsident Michel sprach von einem "symbolischen und legitimen Antrag" der Ukraine. Am Montag hatte er allerdings darauf verwiesen, dass es unter den EU-Staaten nicht die nötige Einstimmigkeit für die Eröffnung von Beitrittsverhandlungen gibt. Das EU-Parlament soll an diesem Dienstag eine nicht bindende Entschließung verabschieden, in der der "Status eines EU-Beitrittskandidaten" für die Ukraine gefordert wird.
Der Beitritt zur EU ist normalerweise kompliziert und langwierig, weshalb von der Leyen die Ukraine auf einen langen Weg einstellte. Sie sagte aber auch, "dass ein Volk, das so mutig für unsere europäischen Werte steht, zu unserer europäischen Familie gehört." Zudem stellte sie der Ukraine mindestens 500 Millionen Euro an humanitärer Hilfe in Aussicht. Die Mittel aus dem EU-Haushalt sollten sowohl im Land selbst als auch für die Flüchtlinge eingesetzt werden.