Schwerer Vorwurf von Reinhold Messner: „Italienischer Hotelier hat diesen Bären angefüttert“
Frankfurter Rundschau
Einige der in den Alpen lebenden Bären scheinen immer aggressiver zu werden. Das muss sich laut Abenteurer Reinhold Messner auch der Mensch ankreiden lassen.
München – In den Alpen ist seit einigen Jahren wieder der Bär los. Und das wird zusehends zum Problem für die dort lebenden Menschen. Denn die teilweise etwas putzig wirkenden Tiere können zu einer echten Bedrohung werden. Ein Jogger aus Südtirol zahlte diese Erfahrung mit dem Leben.
Der Angriff von Gaia, einer Schwester des als bayerischer Problembär in die Geschichte eingegangenen Bruno, machte ebenso Schlagzeilen wie die Sichtung von Bärenspuren im Landkreis Rosenheim. Hier hat das offenbar übergesiedelte Raubtier zwei Schafe auf dem Gewissen. Während auch in der Politik bereits Forderungen laut werden, die Bären sollten zum Abschuss freigegeben werden, bringt Reinhold Messner eine andere Lösung ins Spiel.
In der ARD-Sendung Maischberger gab der Abenteurer zudem dem Mensch die Schuld an der jetzigen Situation. Oder genauer: der Unerfahrenheit der Europäer. Zugleich warf der 78-Jährige manchem Zeitgenossen vor, die Bären als Touristenattraktion zu missbrauchen: „Diese Bären – das ist das Problem – sind angefüttert worden. Ein Hotelier hat da Futter ausgelegt, auf dass die Touristen diesen Bären vom Frühstückszimmer aus fotografieren können.“
Dieses Vorgehen lockt aber eben nicht nur Besucher, sondern hat auch Einfluss auf das Verhalten des betroffenen Tieres: „Das macht die Bären dann nicht böse oder aggressiv, aber sie wollen dann, ohne selber auf Futtersuche zu gehen, ihr Futter dann einfach irgendwo geschenkt kriegen.“ Und so nähern sie sich menschlichen Siedlungen durchaus auch dann an, wenn das gar nicht gewollt ist. Ein Einspieler zeigt einen Bären, der sich auf einen Balkon müht, außerdem wird die Begegnung eines Fußgängers mit einem Bären auf einem Wanderweg dokumentiert - zum Glück scheint die Person zu wissen, wie sich zu verhalten hat.
Messner kritisiert vor allem, dass das vor einigen Jahrzehnten gestartete Bären-Projekt in den Alpen aus dem Ruder gelaufen ist: „Diese Bären-Population hat im Trentino, wo man sie angesiedelt hat, mächtig zugenommen.“ Sogar auf der Autobahn Bozen-Meran seien schon Bären aufgetaucht und überfahren worden – und das müsse ein Alarmsignal sein: „Wenn die Bären auf der Autobahn überfahren werden, haben sie nicht das richtige Habitat.“ Also: zu wenig Lebensraum für zu viele Bären, die als Einzelgänger durch die Wälder streifen und dabei schonmal immense Strecken zurücklegen können.