
Schwere Vorwürfe gegen die Türkei: IS-Anführer in Syrien „geschützt“?
Frankfurter Rundschau
Der Anführer des sogenannten Islamischen Staates (IS) wird in Syrien getötet. Das bedeutet Ärger für die Türkei.
Ankara/Damaskus – Der Anführer des sogenannten Islamischen Staates (IS), Abi Ibrahim al-Haskimi al-Qurashi, ist tot. Er wurde am vergangenen Donnerstag (03.02.2022) während eines Militäreinsatzes der USA in Syrien getötet. Berichten zufolge soll er sich selbst und Mitglieder seiner Familie in die Luft gesprengt haben. Dies geschah aus Sicht der USA in einem finalen Akt „verzweifelter Feigheit“, wie US-Präsident Joe Biden betonte.
Nun sieht sich die Türkei Vorwürfen der kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) ausgesetzt. Der verstorbene Anführer des IS hielt sich in der Grenzregion Idlib in Syrien auf, die jahrelang von der Türkei unterstützten syrischen Streitkräften kontrolliert wurde. Die Türkei hat rund ein Dutzend Beobachtungsposten in Idlib, berichtet das Nachrichtenportal Independent.
Die SDF nutzt diese Tatsache, um der Türkei vorzuwerfen, den Anführer des IS „geschützt“ zu haben, wie die Miliz auf Twitter mitteilte. Farhad Shami, ein Sprecher der SDF, schrieb: „Gibt es irgendeinen Zweifel daran, dass die Türkei Gebiete in Nordsyrien in eine sichere Zone für Daesh (ISIS)-Führer verwandelt hat?“
Gegenüber Independent gab der Nahost-Experte und Direktor des Syrien-Programms am Middle East Insitute, Charles Lister, zu: „Man wird über die Nähe des Hauses (des IS-Anführers) lesen und annehmen, dass die Türkei sich der Inkompetenz schuldig gemacht oder einen IS-Anführer versteckt hat.“
Das türkische Außenministerium wies die Vorwürfe der SDF entschieden zurück. „Die entschlossene Haltung der Türkei im Kampf gegen ISIS ist wohlbekannt. Die Türkei spielt eine aktive Rolle im Kampf gegen ISIS und die perverse Denkweise, die er vertritt.“