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Schwere Kämpfe zwischen Armee und Miliz im Sudan
DW
Die Opferzahlen steigen, UN-Helfer ziehen sich zurück: Neue Gewalt stürzt den Sudan in eine tiefe Krise. Seit gestern bekämpfen sich die reguläre Armee und die paramilitärische Miliz - mit weiter offenem Ausgang.
Infolge der schweren Kämpfe stellt das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen einstweilen die Arbeit im Sudan ein. Drei WFP-Mitarbeiter seien getötet und zwei weitere verletzt worden, als sie in der Ortschaft Kabkabiya in Nord-Darfur Hilfsgüter ausgegeben hätten, teilte die Organisation mit. WFP-Exekutivdirektorin Cindy McCain forderte "sofortige Schritte", um die Sicherheit weiterer WFP-Mitarbeiter im Sudan zu gewährleisten.
Den zweiten Tag schon stehen sich die sudanesische Armee von Machthaber General Abdel Fattah al-Burhan und die Kämpfer seines Vize Mohammed Hamdan Daglo, Anführer der paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF), gegenüber. Beide Seiten bekämpfen sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Videos örtlicher Medien zeigen nächtliche Artilleriegefechte in der Hauptstadt Khartum. Die Armee flog unter anderem Luftangriffe auf die Paramilitärs.
Bei den schweren Kämpfen wurden nach Angaben von Medizinern mindestens 56 Zivilisten getötet. Auch auf Seiten der Armee gebe es "dutzende Tote", erklärte das Zentralkomitee sudanesischer Ärzte am Sonntagmorgen. Etwa 600 weitere Menschen wurden demnach bei den Kämpfen verletzt.
Die RSF behaupteten am späten Samstagabend, 90 Prozent der vom Militär kontrollierten Gebiete im Sudan übernommen zu haben, darunter den Präsidentenpalast, den Flughafen und andere wichtige Einrichtungen in Khartum. Auch sei man in die Kommandozentrale der Armee eingedrungen. Die Armee weist dies als Lügen zurück - und zeigt sich unversöhnlich: Einen Dialog oder Verhandlungen mit den RSF werde es nicht geben, die Gruppe müsse sich erst auflösen, heißt es via Facebook.
Die RSF waren einst unter dem Diktator Omar Al-Baschir gegründet worden, beteiligten sich jedoch 2019 an dessen Entmachtung. Auch in einem weiteren Militärputsch gegen Übergangs-Ministerpräsident Abdallah Hamdok 2021 standen RSF und Armee noch auf derselben Seite. Im Übergangsprozess hin zu einer zivilen Regierung war jedoch eine Verschmelzung beider Gruppen vereinbart worden. Zuletzt soll sich das Verhältnis zwischen dem derzeitigen Oberbefehlshaber der Armee und Machthaber über den Sudan, General Abdel Fattah al-Burhan, und RSF-Oberbefehlshaber Hamdan Daglo verschlechtert haben.