Schweden verstärkt Militärpatrouillen auf Insel Gotland
DW
Die Russland-Ukraine-Krise schlägt nun auch in der Ostsee Wellen. Nach russischen Marine-Aktivitäten schickt Schweden Panzerfahrzeuge auf die Straßen der Insel Gotland und Soldaten auf Patrouille.
Rund zehn gepanzerte Kampffahrzeuge und dutzende Soldaten sind in der kleinen Hafenstadt Visby unterwegs, wie das schwedische Militär mitteilte. Kontrollgänge der Soldaten wurden unter anderem im Hafengelände von Visby und auf dem Flughafen der größten schwedischen Insel gesichtet. Wenige Tage zuvor waren drei Landungsschiffe der russischen Marine durch die Meerenge des Großen Belts in Dänemark in die Ostsee eingelaufen.
"Die Streitkräfte ergreifen die notwendigen Maßnahmen, um Schwedens Integrität zu wahren und unsere Fähigkeit zu demonstrieren, Schweden und schwedische Interessen zu schützen", sagte Verteidigungsminister Peter Hultqvist der Nachrichtenagentur AFP. Die verstärkten Patrouillen auf Gotland seien ein Zeichen dafür, dass Schweden die Situation ernst nehme und sich "nicht überrumpeln lasse", ergänzte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur TT.
Das Militär hatte am Donnerstagabend erklärt, dass die Einheiten "zur Verstärkung von Operationen an mehreren Orten" eingesetzt würden, da "die russischen Aktivitäten in der Ostsee zunehmen". Der Einsatzleiter der schwedischen Streitkräfte, Michael Claesson, bestritt indessen, dass es sich um eine gezielte schwedische "Machtdemonstration" handle. Er sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Einheiten gehörten zu der bereits auf der Insel stationierten Truppe. Es handle sich um einen "natürlichen Weg, die militärische Präsenz anzupassen". Claesson sagte weiter, die Maßnahmen auf Gotland seien durch russische Landungsschiffe ausgelöst worden, die kürzlich in die Ostsee eingefahren seien. Schon seit Jahren hätten sich die Sicherheitsbedingungen verschlechtert, auch in Schwedens unmittelbarer geographischer Nachbarschaft.
Gotland liegt rund 330 Kilometer von Kaliningrad entfernt, wo sich das Hauptquartier der russischen Ostseeflotte befindet, und gilt als strategisch wichtig. Schweden ist zwar kein NATO-Mitglied, arbeitet aber eng mit dem westlichen Verteidigungsbündnis zusammen. Russland warnte das Land kürzlich vor "schwerwiegenden Konsequenzen", sollte es dem Bündnis beitreten.
Seit der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland im Jahr 2014 hat die Regierung in Stockholm seine Verteidigungsmittel wieder aufgestockt. 2017 führte das skandinavische Land die Wehrpflicht wieder ein. 2019 stationierte es ein modernisiertes Boden-Luft-Raketenabwehrsystem auf der Insel Gotland.