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Schwarze Löcher: Verschmelzung zweier Giganten im Weltall könnte unmittelbar bevorstehen
Frankfurter Rundschau
Zwei gigantische schwarze Löcher stehen unmittelbar vor ihrer Verschmelzung, will eine neue Studie zeigen. Manche Fachleute sind skeptisch – und bereiten sich trotzdem vor.
Frankfurt – Schwarze Löcher sind äußerst mysteriöse Himmelskörper: Sie verschlingen alles, was ihnen zu nahe kommt und lassen nichts mehr hinaus – weshalb man sie nicht direkt sehen kann, denn selbst Licht dringt nicht nach außen. Nun wollen Forschende herausgefunden haben, dass das Verschmelzen zweier supermassereicher schwarzer Löcher unmittelbar bevor steht. Es geht um zwei gigantische schwarze Löcher, die gemeinsam mehrere hundert Millionen Sonnenmassen haben. Ihre Studie dazu haben die Forschenden um Ning Jiang (Universität für Wissenschaft und Technologie in China) auf dem Preprint-Server arXiv hochgeladen, von Fachleuten wurde sie bisher noch nicht geprüft.
Doch offenbar haben sich bereits einige Astronominnen und Astronomen daran gemacht, die Signale zu überprüfen, die die Forschenden um Ning Jiang gefunden haben wollen. Das berichtet zumindest das Magazin Science: Seit die Studie auf dem Preprint-Server erschienen sei, hätten zahlreiche Forschende sich um Teleskop-Zeit bemüht, zitiert das Magazin das Teammitglied Huan Yang. „Wir haben gesehen, dass die Leute sehr schnell reagiert haben.“ Kein Wunder: Die Beobachtung eines Verschmelzens zweier supermassereicher schwarzer Löcher ist schließlich nichts Alltägliches.
„Es sollte einen gewaltigen Ausbruch im gesamten elektromagnetischen Spektrum geben, von Gammastrahlen bis zu Radiostrahlen“, erklärt die Astronomin Emma Kun gegenüber Science. „Wenn der Boom eintritt, wird er viele Dinge bestätigen“, fährt sie fort. Auch Neutrinos und Gravitationswellen könnten das Ergebnis dieses möglichen Verschmelzens zweier schwarzer Löcher sein. Doch manche Fachleute glauben, dass die Vorhersage des Forschungsteams nicht eintreffen wird, denn es ist offenbar längst nicht klar, ob die Galaxie, um die es in der Studie geht, tatsächlich die Heimat zweier schwarzer Löcher ist. Science zitiert den Astronomen Scott Ransom mit den Worten, die vorgelegten Beweise seien „ziemlich unwahrscheinlich“. Ransom gibt jedoch gleichzeitig auch etwas zu: „Wir wissen nicht wirklich, was uns erwartet“.
Die Kritik der Forschenden bezieht sich auf das, was das Forschungsteam, das die Studie veröffentlicht hat, als binäres schwarzes Loch – also System zweier schwarzer Löcher, die sich in einer Umlaufbahn umeinander befinden – identifiziert hat. Die Forschenden um Ning Jiang haben in Daten des kalifornischen Teleskops „Zwicky Transient Facility“ (ZTF) einen periodisch leuchtenden aktiven Galaxienkern entdeckt, bei dem sie davon ausgehen, dass es sich um ein Paar supermassereicher schwarzer Löcher handelt. Die Forschenden stellten außerdem fest, dass die Zyklen der Helligkeitsschwankung kürzer wurden – innerhalb von drei Jahren verringerten sie sich von einem Jahr auf einen Monat.
Mithilfe des Swift-Weltraumteleskop der Nasa bestätigten die Forschenden einmonatige Helligkeitsschwankung. Sie gehen ihrer Studie zufolge davon aus, dass die beiden schwarzen Löcher – vorausgesetzt der Trend setzt sich fort – in den nächsten 100 bis 300 Tagen miteinander verschmelzen werden. Doch hat das Forschungsteam tatsächlich ein binäres schwarzes Loch entdeckt und interpretiert es den Trend richtig? Das sind Fragen, die sich Fachleute, die nicht an der Studie beteiligt waren, nun stellen – unter anderem, weil die Helligkeitsschwankung in den Jahren vor der Beobachtung offenbar nicht vorkam, was nicht unbedingt für ein binäres schwarzes Loch sprechen würde.