Schwangerschaftsabbruch per Videokonferenz
Süddeutsche Zeitung
Immer weniger Arztpraxen bieten Abtreibungen an. Helfen soll jetzt ein Projekt, bei dem Frauen mit Medikamenten selbst die Schwangerschaft beenden können - und dabei virtuell von einer Ärztin begleitet werden.
Zwei Jahre lang haben Anna und ihr Freund mit einer Kupferkette verhütet. Zwei Jahre lang wähnten sie sich sicher vor einer ungewollten Schwangerschaft, der Frauenarzt überprüfte regelmäßig die richtige Lage. Die Kupferkette gilt ähnlich wie die Spirale als äußerst zuverlässiges Verhütungsmittel. Weniger als eine von hundert Frauen wird dennoch schwanger. Als Anna, die eigentlich anders heißt, plötzlich den positiven Test in der Hand hält, sind sie und ihr Freund geschockt. Die beiden weinen, reden viel und geben sich gegenseitig Kraft. Die Entscheidung haben sie sich nicht leicht gemacht, doch am Ende steht fest: Sie möchten die Schwangerschaft abbrechen, zu groß die finanzielle Unsicherheit, zu gering die familiäre Unterstützung, zu stark das Gefühl, mit 26 Jahren noch nicht bereit zu sein für ein Kind. Doch jemanden zu finden, der den Abbruch vornimmt, ist schwierig. "Mein Arzt macht das nicht, und die nächste Klinik wird dauerhaft von radikalen Abtreibungsgegnern belagert, das schreckt ab", sagt Anna am Telefon.