
Schuster nennt AfD-Äußerungen „Katalysator für Antisemitismus“
Die Welt
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, kritisiert das „zum Teil krude Gedankengut“, das Mitglieder der AfD im Bundestag von sich geben. Auch zum Fall Gil Ofarim äußert er sich.
In Deutschland sinkt aus Sicht des Zentralrats der Juden die Hemmschwelle, Antisemitismus offen zu zeigen. „Ich glaube nicht, dass die Anzahl der Menschen mit antijüdischen Vorurteilen zugenommen hat“, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster. „Sondern man traut sich eher, Dinge zu sagen, die man früher nicht ausgesprochen hätte.“ Auch Äußerungen von AfD-Funktionären seien „ein Katalysator für Antisemitismus“ – die Ankunft muslimischer Migranten 2015 hingegen nicht.
Schuster äußerte sich vor dem 9. November, an dem der judenfeindlichen Pogrome der Nationalsozialisten 1938 gedacht wird. Dabei wandte sich der 67-Jährige gegen den Vorschlag für einen nationalen Gedenktag an diesem Datum, der die Erinnerung an die Pogromnacht, an die Ausrufung der Republik 1918 und an den Mauerfall 1989 verbinden würde. „Ich halte einen Gedenktag, der alle historischen Ereignisse am 9. November berücksichtigt, für schwierig, weil sie sehr ambivalent sind“, sagte der Zentralratspräsident.