Scholz lässt eine Sollbruchstelle
Süddeutsche Zeitung
Der Kanzler ist in Washington ständig in der Defensive. Zwar sagt Joe Biden viel Freundliches über ihn und auch bei CNN gelingt ihm ein eloquenter Auftritt, doch die umstrittene Gas-Pipeline in der Nordsee spricht Scholz partout nicht an.
Eigentlich ist das jetzt sein Moment. Olaf Scholz hat den amerikanischen Präsidenten an seiner Seite. Joe Biden hat viel Freundliches gesagt über den Gast aus Deutschland und das gute Gespräch, das man gerade geführt habe. Und nun das. Gleich mehrfach wird der neue Kanzler aus Deutschland während der Pressekonferenz im Weißen Haus gefragt, warum er nicht endlich Klarheit schaffe. Warum er nicht endlich sage, dass die Gas-Pipeline Nord Stream 2 nicht in Betrieb gehen könne, wenn Russland die Ukraine angreift. Sein Gastgeber Biden hat das jedenfalls eben getan. "Wenn Russland einmarschiert, das heißt Panzer wieder über die Grenze rollen, dann gibt es kein Nord Stream 2", hat er apodiktisch festgestellt. Als Scholz seine Haltung dazu klarstellen soll, sagt er erst einmal: "Schönen Dank für Ihre Frage, ich will sehr klar sein."