
Schocker-"Tatort" hat echtes Vorbild
n-tv
Für ein bisschen Aufmerksamkeit tun manche Menschen sehr viel, im aktuellen "Tatort" morden sie dafür sogar. Wer das jetzt für die übersteigerte Fantasie eines Drehbuchautors hält, kennt den Fall Magnotta noch nicht.
"Schau mich an" ist kein gewöhnlicher Wohlfühlkrimi, bei dem ein Mord als Aufhänger dienen muss, um schöne Landschaften im Fernsehen zu zeigen. "Schau mich an" ist richtig harter Tobak und generell nichts, was man an einem Sonntagabend im Ersten vermuten würde. Dabei hat die Geschichte um einen aufmerksamkeitsgeilen Sadisten, der seine Folter- und Mordvideos ins Netz stellt, eine reale Vorlage - und die ist sogar noch heftiger als der Fernsehkrimi selbst.
2012 bestimmte Luka Magnotta über Wochen hinweg die Schlagzeilen, weil er seinen Ex-Lover vor laufender Kamera mit einem Eispickel erstochen, dessen Fleisch gegessen und das Tatvideo online gestellt hatte. Begonnen hatte die Geschichte allerdings schon lange zuvor, mit harmlos scheinenden Videos von sich selbst. Doch bald wandelten sich die Inhalte: Verstörende Videos, in denen Kätzchen gequält und getötet wurden, tauchten auf. "Da die Polizei nichts dagegen unternehmen konnte oder wollte, hatten sich weltweit tausende User und Tierschützer zusammengeschlossen, um die Identität des sadistisch veranlagten Täters zu lüften", erinnert sich Drehbuchautor und Regisseur Christoph Stark an den Fall, der als Vorlage für "Schau mich an" dient.
"In monatelanger Arbeit hatten sie im Internet Fotos, Videos und Posts von Magnotta ausgewertet, um ihn ausfindig zu machen. Angetrieben waren sie von der Furcht, auf einem seiner nächsten Videos könnte der Tod eines Menschen zu sehen sein. Sie sollten recht behalten." Doch Magnotta entglitt ihnen immer wieder, versteckt hinter wechselnden Identitäten, digitalen Spuren, die ins Leere führten - und einer tatenlos zusehenden Polizei.

Parlamentswahlen stehen an. Ein klarer Sieger zeichnet sich ab. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Rechtsextremisten setzen eine Terrorwelle in Gang, die Opfer fordert und Ängste schürt. Politische Machtspiele, dunkle Geheimnisse - und zwei Polizisten mittendrin: Das ist ein brandaktueller Politthriller aus Norwegen.