"Schmerzhafte" Geldstrafe für Vater von Hanau-Attentäter
n-tv
In Hanau erschießt ein 43-Jähriger 2020 neun Menschen aus rassistischen Motiven. Der Vater des Attentäters fällt danach durch Beleidigungen auf und belästigt Angehörige der Opfer. Er wird jetzt aber erneut nur zu einer Geldstrafe verurteilt - auch wenn die Richterin davon ausgeht, dass er nicht aufhören wird.
Der Vater des Hanauer Attentäters ist wegen Volksverhetzung, Beleidigung, Nötigung und anderer Delikte zu einer Geldstrafe von 21.600 Euro verurteilt worden. Das Amtsgericht Hanau hielt den 77-Jährigen in dem Sammelverfahren in einer Vielzahl von Fällen für schuldig. Der Fall wird nun aller Voraussicht nach bei der nächsten Instanz landen, sowohl Verteidigung als auch die Nebenklage, die eine Angehörige eines Anschlagsopfers vertritt, kündigten an, Rechtsmittel einlegen zu wollen.
Der 77-Jährige fehlte bei der Urteilsverkündung. Wie an fast allen Prozesstagen blieb er dem Verfahren erneut fern. Lediglich einmal war er vor Gericht erschienen: Die Richterin hatten ihn am zweiten Prozesstag zur Verlesung der Anklage polizeilich vorführen lassen. Der Angeklagte verbrachte die Sitzung stundenlang auf dem Boden liegend. Der Prozess war ohne ihn fortgesetzt worden. Mit dem Strafmaß blieb das Amtsgericht etwas unterhalb des Antrags der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung hatte Freispruch gefordert. Die Nebenklage, die eine Angehörige eines Opfers vertritt, die in der Nähe des Angeklagten wohnt, hatte eine Freiheitsstrafe von eineinhalb Jahren ohne Bewährung gefordert.
Mit dem Urteil geht ein Prozess zu Ende, der nach Worten von Clementine Englert große öffentliche Aufmerksamkeit hatte und "nicht alltäglich" war. Der Pflichtverteidiger hat nach eigenen Angaben den Kontakt zu dem Angeklagten verloren und wollte sein Mandat niederlegen, musste aber laut Gerichtsbeschluss seine Aufgabe weiter erfüllen. Der 77-Jährige sei "zweifelsohne rassistisch", erklärte die Richterin in der Urteilsbegründung. Er habe die Menschenwürde von Migranten "böswillig verächtlich gemacht". Bestraft wurde der Mann auch, weil er sich einer Angehörigen eines Anschlagsopfers, die in seiner Nähe wohnt, trotz Verbots immer wieder genähert hatte.
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