Schleuste "Tipster" 700 Millionen Euro am Fiskus vorbei?
n-tv
Mit einem ausgeklügelten System soll der Sportwettenanbieter aus Köln mutmaßlich jahrelang Wetteinsätze von Kunden vor dem Fiskus versteckt haben. Einem Bericht zufolge wurden hierfür gar zwei separate Buchhaltungen aufgesetzt. Die Schadenssummer für den Steuerzahler könnte immens sein.
Der Kölner Wettanbieter "Tipster" soll einem Bericht zufolge zwischen 2014 und 2020 etwa 700 Millionen Euro an Wetteinsätzen am Fiskus vorbeigeschleust haben. Wie die "Süddeutsche Zeitung" schreibt, schätzen die Ermittler die Schadenssumme für den Steuerzahler auf mehr als 35 Millionen Euro. Die Recherchen des Mediums zeigen, wie das System mutmaßlich funktioniert hat. Demnach hat der Sportwettenanbieter spätestens von 2014 an in einem Teil der Wettbüros seiner Franchise-Nehmer zwei Server und damit auch zwei Buchhaltungen aufgesetzt, die parallel liefen. Was die Kunden nicht sahen: Je nachdem, an welchem Automaten sie ihre Wette platzierten, nahm das Geld unterschiedliche Wege.
Lief eine Wette über den A-Server tauchten die Wetteinsätze ganz normal in der Buchhaltung von Tipster auf. Lief die Wette hingegen über den sogenannten B-Server, wurde der Einsatz laut Fahnder vor dem deutschen Fiskus versteckt, um die Wettsteuer zu sparen. Das B-Server-System soll den Hintermännern von "Tipster" zusätzliche Millionen in die Kassen gespült haben. Lange sah es so aus, als würde ihnen niemand auf die Schliche kommen.
Nach SZ-Informationen meldete sich im Jahr 2020 ein Tipster-Mitarbeiter bei den Behörden und packte aus. Zweieinhalb Jahre lang ermittelten Staatsanwaltschaft und Steuerfahndung, dann schlugen sie zu. An der Razzia am 20. April waren etwa 1000 Beamte beteiligt. Sie durchkämmten Dutzende Büroräume in Deutschland, auf Malta und in Kroatien. Noch am selben Tag wurden sechs Beschuldigte festgenommen.
Eine 14-Jährige muss nach Angaben der Staatsanwaltschaft über Monate ein unvorstellbares Martyrium ertragen: Die Stiefmutter des Mädchens soll sie teils wochenlang in der Dusche eingesperrt und misshandelt haben - mit Wissen und Hilfe des Vaters und ihrer Tochter. In Neubrandenburg startet jetzt der Prozess.