Schimären eines Selbstgesprächs
Süddeutsche Zeitung
Für die Berliner Kammerspiele hat Jossi Wieler ein "szenisches Gedicht" von Jon Fosse in einen langen Abend verwandelt, den auch Albernheiten nicht retten.
Der Blick aus dem Fenster kann eine Welt öffnen, selbst wenn es nur der Blick auf Großstadtdächer an einem trüben Novembertag ist. Beim namenlosen älteren Mann in Jon Fosses neuem Stück "Starker Wind" geht der Blick allerdings nicht nach draußen, auch wenn er noch so lange vor sich hinschaut. Hinter tausend Fenstern keine Welt, zumindest keine Außenwelt. Stattdessen verliert er sich in der Art Gegrübel, bei dem einem langsam der Boden unter den Füßen wegrutscht: Hinter wie vielen Fenstern stand ich schon in all den Jahren, oder saß ich nicht eher, und war das überhaupt ich, und was mache ich in dieser Wohnung, und ist das überhaupt meine Wohnung.