Schiffskatastrophe besiegelte Ende von "Little Germany"
n-tv
Nicht nur "Little Italy" und "Chinatown" gab es in New York, sondern einst auch "Kleindeutschland". Bis eine Katastrophe die Gemeinde vor 120 Jahren heimsuchte. Ein paar Spuren sind mitten in Manhattan aber noch von "Little Germany" zu entdecken.
Die Ottendorfer Bücherei ist ein solider Backsteinbau, auf dessen Fassade "Freie Bibliothek und Lesehalle" steht. In dem Bau von 1884 ist noch heute eine Bücherei - die sich aus deutscher Sicht dadurch auszeichnet, dass sie nicht in irgendeiner bundesrepublikanischen Kleinstadt steht, sondern mitten an der belebten 2nd Avenue in Manhattan.
Denn einst beherbergte die US-Ostküstenmetropole eine blühende deutsche Gemeinde, mit deutschem Essen, deutschem Brauchtum und deutscher Sprache: Um 1850 lebte hier die drittgrößte deutschsprachige Bevölkerung weltweit nach Berlin und Wien. "Little Germany" im heutigen East Village und in der Lower East Side in Manhattan boomte, so wie "Chinatown" und "Little Italy". Doch eine Katastrophe vor 120 Jahren trug zu ihrem Untergang bei.
Es war an einem sonnigen Juni-Morgen im Jahr 1904. Etwa 1350 Menschen - hauptsächlich Frauen und Kinder deutscher Abstammung - wollten das Ende des Schuljahres feiern. Wie jeden Sommer hatte die lutherische St. Marks Kirche der deutsch-amerikanischen Gemeinde auf der Lower East Side einen Dampfer gechartert: das Ausflugsboot "General Slocum".