Schießereien in der Ostukraine heizen die Spannungen an
DW
In der Ostukraine werfen sich Separatisten und Regierung gegenseitig Beschuss durch Artillerie vor. Laut Diplomaten sind es die schwersten Kämpfe seit 2015. US-Präsident Biden lädt zum virtuellen Krisengipfel.
Bis Freitagmorgen habe die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) 80 Verstöße gegen die geltende Waffenruhe registriert, berichten Diplomaten mit Blick auf die jüngsten Gefechte in der Ostukraine. In dem Gebiet stehen sich seit Jahren prorussische Separatisten und ukrainische Truppen gegenüber. Gegen die Waffenruhe wird regelmäßig verstoßen. In den vergangenen Tagen nahm die Intensität der Kämpfe jedoch deutlich zu.
Die Kommandozentrale des ukrainischen Militärs erklärte, die pro-russischen Kämpfer hätten in der Nacht zu Freitag 20 Mal die Waffenruhe verletzt. Die pro-russischen Separatisten in den selbsternannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk warfen der ukrainischen Armee im Gegenzug 27 Bombardements vor. Zwei Umspannwerke seien beschädigt worden. Eine Straße sei wegen der unsicheren Lage gesperrt worden.
Bereits am Donnerstag hatten beide Seiten sich gegenseitig beschuldigt, die Gewalt in dem Konfliktgebiet eskalieren zu lassen. Die Kommandozentrale des ukrainischen Militärs erklärte, von Russland unterstützte Kämpfer hätten das Dorf Stanyzia-Luhanska mit schwerer Artillerie beschossen. Dabei seien ein Kindergarten getroffen und ersten Erkenntnissen zufolge zwei Zivilisten verletzt worden. Die pro-russischen Separatisten in der selbsternannten Volksrepublik Luhansk beschuldigten ihrerseits die Ukraine.
Die USA und die NATO warnten vor einer russischen Provokation in dem Gebiet. In der Ostukraine kämpfen seit 2014 pro-russische Separatisten gegen die ukrainische Armee. Nach Ansicht des Westens werden die Separatisten von Moskau unterstützt. UN-Schätzungen zufolge sind in dem Konflikt bereits mehr als 14.000 Menschen getötet worden, zumeist im Separatistengebiet. Ein Friedensplan von 2015 unter deutsch-französischer Vermittlung wird praktisch nicht umgesetzt. Angesichts eines massiven russischen Truppenaufmarschs an der Grenze befürchtet der Westen derzeit einen russischen Angriff auf die Ukraine. Moskau bestreitet jegliche Invasionsabsichten.
Inmitten der Spannungen in der Ukraine-Krise hat Russland für Samstag den Beginn eines weiteren Großmanövers angekündigt. Die Militärübung unter Einbeziehung strategischer Truppen sowie ballistischer Raketen werde von Kreml-Chef Wladimir Putin persönlich beaufsichtigt, erklärte das Verteidigungsministerium.