Schüsse am Präsidentenpalast in Guinea-Bissau
DW
In Guinea-Bissau mehren sich die Hinweise auf einen Putschversuch. Aus der Umgebung des Präsidentenpalasts werden Schusswechsel gemeldet. Die Ecowas spricht bereits von einem versuchten Staatsstreich.
Nach Schüssen in der Hauptstadt von Guinea-Bissau wächst die Angst vor einem weiteren Putsch im Westen Afrikas. Nach Angaben von Beobachtern fielen die Schüsse, als Staatspräsident Umaro Sissoco Embalo in Bissau eine außerordentliche Kabinettssitzung abhielt. Aus Sicherheitskreisen verlautete, mehrere Menschen seien von Schüssen getroffen worden. Der Regierungssitz in Bissau wurde von schwer bewaffneten Männern umstellt, wie Reporter der Nachrichtenagentur afp berichten. Die Bewaffneten hielten Passanten auf Abstand. Wer die Schüsse abfeuerte, war zunächst unklar. Auch zum Verbleib von Embalo liegen keine Informationen vor.
Am Dienstagnachmittag herrschte nach Angaben eines Bürgerrechtlers in der Hauptstadt Bissau angespannte Stille. Sonst belebte Straßen blieben demnach weitgehend leer. Auch die Märkte in der Stadt leerten sich, Banken schlossen ihre Pforten. Militärfahrzeuge patrouillierten in den Straßen. Am Abend wurden auch Schüsse von einem nahe gelegenen Marine-Stützpunkt gemeldet. Unklar blieb, ob der Staatsstreich erfolgreich war oder nicht.
UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich "zutiefst besorgt über die Nachricht von schweren Kämpfen". Er forderte ein sofortiges Ende der Kämpfe und die uneingeschränkte Achtung der demokratischen Institutionen des Landes. Die Soldaten müssten zurück in ihre Kasernen gehen, Staatsstreiche seien "völlig inakzeptabel".
Die westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas verurteilte "diesen versuchten Staatsstreich" und machte "das Militär für das Wohlergehen von Präsident Embalo und Mitgliedern seiner Regierung verantwortlich".
Guinea-Bissau mit seinen etwa zwei Millionen Einwohnern liegt im Westen Afrikas zwischen Senegal und Guinea. Das Land gilt seit Jahren als politisch instabil: Neun Coups oder Putschversuche wurden gezählt, seit das Land nach einem langen Befreiungskrieg von Portugal im Jahr 1974 unabhängig wurde. Am Dienstag empfahl die portugiesische Botschaft in Guinea-Bissau ihren dort lebenden Bürgern, zu Hause zu bleiben.