Sberbank Europe muss Betrieb einstellen
ZDF
Die harten Finanzsanktionen des Westens zeigen erste Wirkung: Russlands Sberbank muss sich aus dem europäischen Markt zurückziehen.
Die von Sanktionen betroffene Europa-Tochter der russischen Sberbank muss den Betrieb einstellen. Die in Wien ansässige Bank müsse alle Geschäfte mit sofortiger Wirkung beenden, teilte die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) in der Nacht zum Mittwoch mit.
Der Schritt erfolgte auf Anweisung der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese hatte am Sonntag festgestellt, dass Anleger bei dem Institut nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine erheblich Geld abgezogen hatten und der Sberbank Europe AG sowie deren Tochtergesellschaften in Kroatien und in Slowenien möglicherweise die Zahlungsunfähigkeit drohe.
Eine Sanierung oder Abwicklung der Bank gemäß der Europäischen Bankensanierungs- und Abwicklungsrichtlinie sei nicht im öffentlichen Interesse, hieß es. Wegen der erwarteten wirtschaftlichen Schieflage hatte die FMA zuvor Überweisungen, Transaktionen und größere Auszahlungen untersagt.
Die Sberbank selbst stellte es laut russischen Nachrichtenagenturen so dar, dass sie sich selbst aus dem europäischen Markt zurückzieht. Die europäischen Tochtergesellschaften der Bank sähen sich "ungewöhnlichen Bargeldabflüssen und Bedrohungen für die Sicherheit von Mitarbeitern und Filialen" gegenüber. Das Geldhaus sei nach einer Anordnung der Zentralbank nicht mehr länger in der Lage, die europäischen Tochtergesellschaften mit Liquidität zu versorgen. Das Kapitalniveau und die Qualität der Vermögenswerte reiche aber aus, um alle Sparer auszuzahlen.
In Reaktion auf die Invasion der Ukraine hat der Westen bisher beispiellose Finanzsanktionen gegen Russland verhängt. Dazu gehören Maßnahmen gegen die russische Zentralbank, aber auch der Ausschluss einiger russischer Banken aus dem internationalen Zahlungssystem Swift.
Die Sberbank besaß Ende 2020 Vermögenswerte in Europa von 13 Milliarden Euro. Der Rückzug aus Europa betrifft laut der Bank aber nicht die Geschäftsaktivitäten des Instituts in der Schweiz.
Nach der Pleite werden etwa 35.000 Kunden entschädigt - vor allem in Deutschland. Von deren Einlagen in Höhe von einer Milliarde Euro seien 913 Millionen Euro durch die Einlagensicherung Austria (ESA) gesichert, teilte der Bundesverband deutscher Banken (BdB) mit.