Sanktionen gegen Russland: "Europa muss mit einer Stimme sprechen"
DW
Mit Sorge blickt der Westen auf die russischen Drohgebärden gegen die Ukraine. Können Sanktionen den Kreml von militärischen Aktionen abhalten? Würde sich der Westen selbst schaden? Fragen an einen Außenhandelsexperten.
Wegen des russischen Truppenaufmarschs an der Grenze zur Ukraine befürchtet der Westen einen Angriff Russlands und droht für diesen Fall mit scharfen Sanktionen. Moskau weist die Vorwürfe zurück und erklärt, es fühle sich seinerseits von der Ukraine und dem westlichen Militärbündnis NATO bedroht.
Unterdessen schließt US-Präsident Joe Biden auch persönliche Sanktionen gegen Putin nicht aus. Wobei Maßnahmen gegen Putin ja nur eine von zahlreichen Wirtschaftssanktionen sind, die Europäer und Amerikaner derzeit diskutieren. Doch was steht dabei auf dem Spiel? Immerhin ist Russland ja ein wichtiger Energielieferant für die Europäer. Darüber ein Gespräch mit dem Handelsexperten Julian Hinz vom Kieler Institut für Weltwirtschaft.
DW: Herr Professor Hinz, angesichts einer möglichen Eskalation mit Russland im Ukraine-Konflikt denkt der Westen wieder über Wirtschaftssanktionen nach. Halten Sie das für eine gute Idee? Julian Hinz: Auf jeden Fall scheint es ein Mittel zu sein, womit man Erfahrung hat. Es gibt ja schon seit 2014 Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Auch ist Russland ja nicht das einzige Land, welches Ziel europäischer oder westlicher Sanktionen ist. Da gibt es ja noch diverse andere Länder, auch der Iran. Und ich denke, es ist ein Mittel, um außenpolitisch zu agieren.
Sie sagten, es gibt schon Sanktionen seit 2014. Welche sind noch in Kraft?
Das reicht von Finanzsanktionen gegen bestimmte russische Finanzinstitute und Unternehmen hin zu sogenannten "Targeted Sanctions", also Sanktionen gegen Personen, die dadurch nicht mehr in die EU und in andere Länder einreisen können, die nicht Zugriff auf ihre Finanzen haben.