Sachsens Landesbischof: Studie zeigt Versagen der Kirche
n-tv
Die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der evangelischen Kirche laufe schleppend, sagen Kritiker. Nun liegt die erste große Studie dazu vor - auch in der sächsischen Landeskirche.
Dresden (dpa/sn) - Der sächsische Landesbischof Tobias Bilz hat das Ausmaß sexualisierter Gewalt "auch in unserer Kirche" als "erschütternd" bezeichnet. Die erste umfassende Studie zu sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und in der Diakonie zeige "aber auch das Versagen unserer Kirche im Umgang mit den Betroffenen und das Leid, welches damit für die Betroffenen bis heute verbunden ist", sagte er nach der Präsentation der Ergebnisse in Hannover laut Mitteilung in Dresden.
Die Kirche sei doppelt schuldig geworden an den Betroffenen. "Wir konnten sie vor der Gewalt nicht schützen und sind ihnen oftmals nicht gerecht geworden, als sie den Mut fanden, darüber zu sprechen." Der Chef der Diakonie Sachsen, Dietrich Bauer, entschuldigte sich für sexuellen Missbrauch in Kirche und Diakonie. Es sei "zutiefst beschämend", dass Kinder und Jugendliche in Kirche und Diakonie sexualisierte Gewalt erfahren mussten. "Wir bitten betroffene Personen für das erlittene Unrecht um Verzeihung", sagte er und bat Betroffene, die sich bisher nicht gemeldet hätten, dies zu tun.
Sachsens Landeskirche meldete für die vor Jahren begonnene Analyse 41 nachweisbare Fälle minderjähriger Betroffener mit 28 Beschuldigten an den Forschungsverbund. Darunter sind nach Angaben des Landeskirchenamtes 13 Pfarrer, 3 Gemeindepädagogen, Diakone und Kirchenmusiker, 8 sonstige Mitarbeiter und 1 Ehrenamtlicher. Danach konnten 3 Beschuldigte nicht identifiziert werden.