Saarland startet Studie zur Unternehmensnachfolge
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Wenn niemand aus der Familie oder Belegschaft ein Unternehmen übernehmen will, wird es schwer mit der Nachfolge. Das Saarland sucht neue Instrumente, um die Übergabe zu erleichtern.
Saarbrücken (dpa/lrs) - Das Saarland will Unternehmen die Nachfolge erleichtern: Ergebnisse aus einer Studie, die nun beginnt, sollen Politik, Forschung und den Kammern als Handlungsempfehlung dienen, um Rahmenbedingungen zu setzen. Denn die Situation ist aus Sicht der Beteiligten dramatisch geworden: Nach Angaben von Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) habe es 2019 noch für einen Betrieb 1,7 potenzielle Übernehmer gegeben. Mittlerweile hätten sich die Verhältnisse deutlich umgekehrt: Nun kämen auf 30 übergebende Betriebe ein Interessent. "Und im Matching kommen die auch nicht immer zusammen. Die Herausforderungen sind vielfältig." Künftig müsse man deutlich mehr die Übergebenden in den Fokus nehmen und sich über Übernahmemodelle Gedanken machen.
"Die Zahlen sind alarmierend", bestätigte Hauptgeschäftsführer Jens Schmitt von der Handwerkskammer auch mit Blick auf den Fachkräftemangel. Allein in den kommenden fünf Jahren ständen im Saarland rund 2.700 Handwerksunternehmen ganz unterschiedlicher Gewerke zur Übernahme an. Von der Studie erhoffe man sich, noch detaillierter zu erfahren, "wo der Schuh in Nachfolgeprozessen drückt".
Dafür haben die Professoren Andy Junker und Jürgen Griebsch von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (htw saar) einen Fragebogen mit 36 Fragen erarbeitet, den Unternehmer, aber auch Mitarbeiter, Studenten, Rechtsanwälte und Steuerberater anonymisiert und digital ausfüllen können. 15 Jahre nach einer ersten Studie zu diesem Thema habe sich die Brisanz deutlich verändert. Laut der Deutschen Industrie- und Handelskammer erwägen 28 Prozent der Unternehmen, die beraten wurden, eine Schließung, weil sie keinen Nachfolger finden. "Wir können das wie eine Notfallsituation betrachten", so Griebsch. Denn hinter allen Unternehmen steckten Arbeitsplätze. Von dieser Situation gehe daher "ein großes Gefahrenpotenzial" aus.