Südkorea: Kandidat für Präsident Moons Nachfolge gekürt
DW
Südkoreas Regierungspartei hat ihren Kandidaten für die Nachfolge von Präsident Moon gewählt. Lee Jae Myung legt den Fokus auf Armutsbekämpfung.
Fünf Monate vor der Präsidentenwahl im März 2022 hat die regierende Demokratische Partei (DP) den 56-jährigen Lee Jae Myung zu ihrem Spitzenkandidaten gekürt. Der Gouverneur von Südkoreas bevölkerungsreichster Provinz Gyeonggi, die an die Hauptstadt Seoul angrenzt, erhielt etwas mehr als 50 Prozent der Stimmen der Parteimitglieder und schlug Ex-Premierminister Lee Nak Yon, der 39 Prozent der Stimmen bekam. Bei vielen Südkoreanern kommt der Sieger ebenfalls gut an. Wegen seiner spritzigen, schwer zu stoppenden Art haben sie ihm den Spitznamen "Mr. Sprite" verpasst. Laut einer Umfrage von Gallup Korea liegt Lee landesweit knapp vor dem 60-jährigen Yoon Seok Youl von der größten konservativen Oppositionsgruppe "People Power Party", die gerade ihren eigenen Spitzenkandidaten auswählt. "Das Rennen um die Präsidentschaft verspricht spannend zu werden", kommentiert Henning Effner von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Seoul.
Die (knappe) Führung von Lee Jae Myung erklären Beobachter mit seinem Versprechen, ein universelles Grundeinkommen einzuführen. "Wahre Freiheit ist nur möglich, wenn die Grundbedingungen des Lebens in allen Bereichen einschließlich Einkommen, Wohnung und Finanzierung garantiert sind", verkündet Lee, der häufig mit dem sozialistischen US-Demokraten Bernie Sanders verglichen wird. Im ersten Schritt will Lee jedem Südkoreaner eine Million Won (728 Euro) pro Jahr zahlen. Der Betrag soll dann langsam auf 500.000 Won (364 Euro) monatlich steigen. Lee hat bereits einige Erfahrungen gesammelt: Zunächst als Bürgermeister von Seongnam und ab 2018 als Gouverneur von Gyeonggi führte er für alle 24-jährigen Einwohner eine Sonderzahlung von einer Million Won als "Jugenddividende" ein.