
Südafrika: Nach dem Feuer kommen die Gerüchte
Frankfurter Rundschau
Die Ursache für den Brand im südafrikanischen Parlament ist unklar. Doch es mangelt nicht an Schuldzuweisungen
Am Sonntagmorgen um sechs Uhr wurden die sterblichen Überreste Desmond Tutus in einer Urne im Boden der Kapstädter St.-Georgs-Kathedrale versenkt. Nicht einmal hundert Meter entfernt ging zur selben Zeit das Kapstädter Parlamentsgebäude in Flammen auf – zwei Ereignisse, die höchstens in den Hirnen von Verschwörungsfanatiker:innen in Verbindung gebracht werden können. Oder in dem Umstand, dass Südafrika von allen guten Geistern nun vollends verlassen zu sein scheint.
Das Parlament brannte zwei Tage lang. Am Dienstag war von der fast 150-jährigen Abgeordnetenkammer nicht mehr viel übrig: das Dach eingestürzt, das Gestühl ruiniert, die Büros im vierten und fünften Stock bis auf die Mauern abgebrannt. „Eine nationale Katastrophe“, klagt Staatspräsident Cyril Ramaphosa. Fachleute rechnen mit einem Schaden von einer Milliarde Rand (rund 55 Millionen Euro) und vielen Monaten, wenn nicht gar Jahren an Renovierungszeit. Wie konnte das passieren?, wird in Südafrika heute gefragt: Wo das Gebäude doch wie ein Augapfel gehütet wird – oder zumindest werden sollte.
An der Feuerwehr lag’s nicht. Anders als in Johannesburg, wo Flammenbekämpfer:innen froh sein können, wenn ihr Leiterwagen anspringt und über genügend Diesel verfügt, war Kapstadts Feuerbrigade sechs Minuten nach ihrer Alarmierung vor Ort. Allerdings waren sie nicht vom automatischen Feuermeldesystem im Parlament, sondern vom Anruf eines Bürgers aufgeschreckt worden, der Rauch gesehen hatte. Der Feueralarm sprang erst 20 Minuten nach ihrer Ankunft an, auch die Sprinkleranlage habe nicht funktioniert, sagt eine Ministerin: Jemand habe den Hahn zugedreht. Also: Sabotage! Tatsächlich wird bald ein 49-jähriger Mann festgenommen, der sich die ganze Nacht über im Parlament aufgehalten haben soll: Das zeigen die Bilder der Überwachungskameras.