Russlands Verteidigung bröckelt: Truppen können ukrainische Angriffe kaum abwehren
Frankfurter Rundschau
In der Region Saporischschja zerfällt die russische Verteidigung unter den Lasten der ukrainischen Gegenoffensive. Für die Besatzer seien Extrembedingungen.
Kiew – Einem neuen Bericht der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) zufolge verschlechtert sich die Lage für Russland im Ukraine-Krieg entlang der Grenze zwischen Donezk und Saporischschja. Dabei beruft sich der Bericht vom Samstag (2. September) unter anderem auf die Aussagen des russischen Bataillonsführers Alexander Chodakowski. Dieser sprach seinen Truppen die „Fähigkeit zur Gegenwehr“ ab.
Laut Chodakowski stünden seine Truppen bei der Verteidigung der südöstlichen Regionen unter „extremen physischen und psychischen Stress.“ Die Soldaten würden „ständigen ukrainischen Artilleriebeschuss“ erleben und seien gleichzeitig nicht in der Lage, die Angriffe zu erwidern. Der Führer des russischen Bataillons äußerte ernste Zweifel, ob seine „erschöpften russischen Einheiten in der Lage sein werden, künftige Angriffe der ukrainischen Offensive an diesen Frontabschnitten abzuwehren“, heißt es im Bericht des ISW.
Bei ihrer Gegenoffensive sollen die ukrainischen Streitkräfte nach Angaben des Brigadegenerals Oleksander Tarnawskyj in der Region Saporischschja außerdem die erste und stärkste von mehreren russischen Verteidigungslinien durchbrochen haben. Die ukrainischen Verteidiger befänden sich jetzt zwischen der ersten und der zweiten Verteidigungslinie der Russen im Süden, sagte der Kommandeur der im Gebiet Saporischschja eingesetzten Truppen in einem Interview des Observer, der Sonntagsausgabe der britischen Zeitung The Guardian.
Die ukrainische Armee schließe jetzt „die Zerstörung der feindlichen Einheiten ab, die den russischen Truppen Deckung für den Rückzug hinter ihre zweite Verteidigungslinie bieten“, berichtete der General. Alleine an der ersten Linie hätten die russischen Truppen 60 Prozent ihrer Ressourcen und Zeit aufgewendet, so Tarnawskyj. Nun soll die nächste russische Linie angegriffen werden, die den Weg in die besetzten Städte Tokmak und Melitopol versperrt. Ziel ist, das etwa 90 Kilometer entfernte Asowsche Meer zu erreichen und die russischen Truppen voneinander abzuschneiden.
Am Montag hatte die ukrainische Armee bereits die Rückeroberung des Dorfes Robotyne verkündet. Stark vermintes Gebiet habe das Vorrücken der ukrainischen Truppen verlangsamt, sagte Tarnawskij. Soldaten hätten nachts zu Fuß Meter für Meter einen Korridor freigeräumt. Die russischen Soldaten hätten „einfach nur dagestanden und auf die ukrainische Armee gewartet“. Die ukrainischen Truppen rückten nun mit Panzern und anderen Militärfahrzeugen weiter vor, sagte der General.