Russland und die Taliban: Verhandeln und abschrecken
DW
Seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan wächst Russlands Einfluss in der Region. Mit einer Konferenz will sich Moskau weiter profilieren - und profitiert dabei von seinen Kontakten zu den Islamisten.
Wenn die Taliban-Vertreter in diesen Tagen nach Moskau reisen, dürfte der Weg für sie vertraut sein. Das russische Außenministerium empfing sie allein in diesem Jahr dreimal - im Januar, März und zuletzt im Juli. Das so genannte "Moskauer Format" zu Afghanistan am 20. Oktober wird die erste internationale Konferenz werden, an der die Taliban seit ihrer Machtübernahme in Kabul teilnehmen. Mit dabei sind nach Angaben des russischen Außenministeriums zehn Länder aus der Region. Die USA werden laut eines Sprechers des Außenministeriums aus logistischen Gründen nicht teilnehmen.
Der in den vergangenen Jahren vorangetriebene Ausbau von Kontakten zu den Islamisten zahlt sich für Moskau offenbar aus. Als Wendepunkt gilt dabei das Jahr 2016. Nachdem Washington unter Donald Trump Gespräche mit den Taliban gesucht hatte, habe Russland mit den USA gleichziehen wollen, sagt Andrei Kasanzew, Afghanistan-Experte und Dozent an der Moskauer Diplomaten-Hochschule MGIMO. "Außerdem wurde damals das Problem mit dem Islamischen Staat (IS) in Afghanistan deutlich", sagt Kasanzew. Es habe eine "Konzentration der Terroristen" an der Grenze zu Zentralasien gegeben.