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Russland soll „False Flag“-Angriff auf Belarus planen – um Minsk in den Ukraine-Krieg zu ziehen
Frankfurter Rundschau
Bisher nimmt Russlands enger Verbündeter Belarus nicht am Ukraine-Krieg teil. Das will der Kreml durch fingierte Angriffe ändern, behauptet die Ukraine.
Kiew - Russland bereitet einen fingierten Angriff unter „falscher Flagge“ auf eine Ölraffinerie in Belarus vor. Das behauptet zumindest der ukrainische Sicherheitsdienst. Der Kreml würde planen, mit Militär- und Geheimdienstkräften eine Raffinerie im belarussischen Mosyr zu attackieren und daraufhin ukrainische Saboteure für diesen Angriff verantwortlich zu machen. Ziel sei, Belarus in den Ukraine-Krieg hineinzuziehen. Das berichten Sky News und die Nachrichtenagentur Reuters.
In einer Telegram-Nachricht erläuterte der Sicherheitsdienst der Ukraine, seine Informationen zu diesen Plänen würden aus mehreren Quellen stammen, darunter von einem gefangenen russischen Soldaten. In der Nachricht war von einer „Sabotage- und Geheimdienstgruppe“ die Rede, die sich aus Angehörigen der russischen Streitkräfte und Söldnern der Wagner-Gruppe zusammensetzen soll. Sie sollen mit den Tausenden Wagner-Söldnern, die nach dem gescheiterten Putschversuch nach Belarus exiliert wurden, ins Land geschleust worden sein.
„Russland plant, der Ukraine vorzuwerfen, was sie getan hat, um wieder einmal zu versuchen, Minsk in den umfassenden Krieg gegen unseren Staat hineinzuziehen“, heißt es in der Telegram-Nachricht, allerdings ohne irgendwelche Beweise vorzulegen. Die Nachricht endet mit einer eindringlichen Warnung an Belarus: „Der Sicherheitsdienst warnt die belarussische Armee vor der Teilnahme an einem umfassenden Krieg gegen die Ukraine. Jeder Eindringling, der die Grenze unseres Staates überschreitet, wird von unseren Sicherheits- und Verteidigungskräften vernichtet.“
Belarus ist ein enger Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Stützpunkte auf belarussischem Territorium dienten den russischen Streitkräften als Operationsbasis für ihren fehlgeschlagenen Vorstoß in Richtung der ukrainischen Hauptstadt Kiew zu Beginn des Krieges. Selbst an Kriegshandlungen teilgenommen haben belarussische Streitkräfte bisher aber nicht. Das versucht Moskau womöglich mit solchen Plänen zu ändern.
Die geschätzt 5000 bis 10.000 Söldner der Wagner-Gruppe, die sich seit ihrer Exilierung aus Russland in Belarus aufhalten und unter anderem das belarussische Militär schulen, sorgen speziell in Polen allerdings schon länger für massive sicherheitspolitische Bedenken. Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko scherzte bereits vor Wochen über einen „Ausflug nach Warschau und nach Rzeszów“, den die Söldner unternehmen wollten. Ende Juli näherten sich mehr als hundert Wagner-Söldner verdächtig nahe der Grenze zu Polen, kurze darauf verletzten belarussische Militärhubschrauber den polnischen Luftraum. Polen hat seine Truppenpräsenz im Osten des Landes bereits deutlich verstärkt. (Robert Wagner)