Russland: Putin sieht ausländische Feinde am Werk
Frankfurter Rundschau
In der Tradition sowjetischer Erzählung sieht sich der russische Präsident von äußeren Gegnern bedroht, verlangt Sicherheitsgarantien – und will selbst keine geben.
Moskau – Wladimir Putin kam mit zwölf Minuten Verspätung auf die Bühne, sorgte dann aber mit fulminanten Zahlen für Tempo: 2021 erwarte Russland ein Wirtschaftswachstum von 4,5 Prozent, die Industrieproduktion steige um 5 Prozent. Die Baubranche aber habe mit 90 Millionen Quadratmetern neuen Wohnraums einen absolut neuen Rekord aufgestellt. „So ein Ergebnis hat es in der jüngsten Geschichte Russlands noch nicht gegeben. Ich gratuliere allen Beschäftigten des Baukomplexes.“ Überhaupt habe Russlands Volkswirtschaft sich in der Pandemie als stabiler erwiesen als die vieler führender Wirtschaftsnationen.
Am Donnerstag lud Wladimir Putin zu seiner 17. Jahrespressekonferenz. Außer mit der Kenntnis wirtschaftlicher Erfolgsdaten glänzte er wieder einmal mit scharfkantiger Rhetorik. Vor allem bekräftigte er angesichts der Ukraine-Krise seine Forderung nach Sicherheitsgarantien des Westens für Russland. Der Ukraine wollte er solche Garantien nicht zugestehen.
Nahmen an früheren Pressekonferenzen Putins über tausend Journalisten teil, begrenzte der Kreml ihre Zahl diesmal auf 507. Sie alle hatten drei PCR-Tests vorzulegen und einen Torrahmen mit Desinfektionsmitteln durchlaufen. Und statt wie üblich im Internationalen Handelszentrum stellte sich Putin ihren Fragen knapp vier Stunden lang im Moskauer Manege-Saal, mit 1,5 Meter Abstand zwischen den Stühlen.