Russland droht die nächste Front: Japan beansprucht russische Inseln
Frankfurter Rundschau
Während Russland Krieg gegen die Ukraine führt, beansprucht Japan russische Inseln im Südpazifik für sich – und befeuert damit einen weiteren Konflikt.
Tokio – Die Regierung von Japan hat im Territorialstreit mit Russland* um die Pazifik-Inselgruppe der Südkurilen erneut seine Gebietsansprüche betont. Am Dienstag (08.03.2022) bezeichnete Außenminister Yoshimasa Hayashi die vier Inseln als „festen Bestandteil“ Japans, wie die japanische Tageszeitung Sankei Shimbun berichtet.
Zuvor hatte auch Ministerpräsident Fumio Kishida diese Worte genutzt – eine Formulierung, die Kishidas Vorgänger Shinzō Abe zehn Jahre lang vermieden hatte. Zu einer erhofften Einigung mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin* kam es dennoch nicht.
Der schon seit Jahrzehnten umstrittene Archipel liegt zwischen Russlands Halbinsel Kamtschatka und Japans nördlicher Hauptinsel Hokkaido. Japan hatte die Inseln nach der Kapitulation im Zweiten Weltkrieg an die Sowjetunion verloren. Tokio fordert die seither besetzten Inseln Etorofu (russisch: Iturup), Kunashiri (Kunaschir), Shikotan (Schikotan) sowie die Habomai-Gruppe an der Trennlinie zwischen dem Ochotskischem Meer und dem Pazifik zurück. Als Nachfolger der Sowjetunion lehnt Russland die Rückgabe der Inseln seit Jahrzehnten ab.
Zwischenzeitliche Vorschläge zur Rückgabe von zunächst zwei der umstrittenen vier Inseln* als eine Art Interimslösung wurden zurückgewiesen. Während Shinzō Abe seine Worte stets mit Bedacht wählte, um eine flexiblere Haltung in dem Streit zu signalisieren, kehrt Fumio Kishida anscheinend bewusst zum alten Sprachgebrauch zurück. Beobachterinnen und Beobachter erwarten daher, dass sich die Fronten zwischen Japan und Russland wieder verhärten werden. Der Streit verhindert bis heute den Abschluss eines Friedensvertrags zwischen den beiden Ländern. (nak mit dpa) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.