Russland: Die Folgen einer Schlägerei
Frankfurter Rundschau
In Russland tobt eine Debatte über die Bedeutung der Nationalität von Verdächtigen
Nach dem Video der Überwachungskamera entstand der Konflikt aus dem Nichts. Zwei Männer, einer davon mit einem vierjährigen Kind auf den Schultern, passieren auf einem Zebrastreifen vier andere Männer, wenige Sekunden später drehen sich diese um und stürzen sich auf die beiden. „Sie haben das Kind angefasst, absichtlich, haben es auf die Wange geschlagen“, zitiert das Portal meduza.io einen der Angegriffenen. „Als Vater versuchte ich, uns zu verteidigen.“
Es geschah im Moskauer Außenbezirk Nowije Watutinki, vergangenen Donnerstag, am Abend des russischen „Tags der Volkseinheit“. Und es artete in eine Schlägerei aus, bei der angeblich ein Messer gezückt wurde; hinterher nahm die Polizei die mutmaßlichen Angreifer fest, vier junge Männer zwischen 17 und 21 Jahren, russische Bürger aserbaidschanischer Abstammung.
Der Konflikt wurde auch in kremlnahen Kreisen heftig diskutiert. „All diese ,Zugereisten‘ und ,Personen kaukasischer Nationalität‘ kriegen es noch fertig, dass an jeder Metrostation wieder streng die polizeilichen Anmeldungen kontrolliert werden wie vor 20 Jahren“, schrieb Margarita Simonjan, Chefredakteurin von „Russia Today“, auf Telegram und unterstrich, sie stamme selbst aus dem kaukasischen Armenien. Tschetschenenchef Ramsan Kadyrow antwortete empört: „Dann nennt bei Morden in Schulen, bei großen Korruptionsfällen, Staatsverrat und anderen spektakulären Verbrechen auch die Nationalität, zumindest die ,Person slawischer Nationalität‘.“ Der dagestanische Duma-Abgeordnete Sultan Chamsajew schlug vor, den Medien gesetzlich zu verbieten, die Nationalität von Straftätern zu veröffentlichen.