
Russischer Raketengriff: Wie weiterleben nach der Tragödie von Dnipro?
DW
In Russlands Krieg gegen die Ukraine ist der Einschlag einer russischen Rakete in ein Hochhaus in der Stadt Dnipro eine der großen Tragödien. Zwei Frauen, die das überlebt haben, erzählen wie es ihnen heute geht.
Der russische Angriff auf die Stadt Dnipro im Januar zählt zu den blutigsten. Beim Einschlag eines Überschall-Marschflugkörpers vom Typ Ch-22 in ein ukrainisches Wohnhochhaus wurden den Behörden zufolge mindestens 46 Menschen getötet und 80 verletzt. Fünf Opfer liegen noch immer im Krankenhaus. Dutzende Menschen, die ihre Wohnungen sowie Angehörige und Freunde verloren haben, leiden unter den Folgen der Tragödie.
Die 24-jährige Anastasia Schwez wird manchmal von Menschen auf der Straße erkannt. Auch auf ihrer Instagram-Seite weist sie darauf hin, dass sie die "junge Frau ist, die jetzt in allen Nachrichten über die Stadt Dnipro ist".
Anastasia gehört zu den Überlebenden des russischen Raketenangriffs vom 14. Januar. An diesem Tag verlor sie ihre Eltern, ihre Katze, ihre Wohnung und ihr gewohntes Leben. Es fällt ihr immer noch schwer, zum zerstörten Haus zurückzukehren, aber sie möchte erzählen, was sie durchgemacht hat. "Immer wenn man darüber spricht, ist es einem leichter ums Herz, auch wenn man nichts mehr ändern kann und damit leben muss", sagt sie.
Anastasia lebte seit ihrer Kindheit zusammen mit ihren Eltern in dem nun zerstörten Wohnhaus. Ihre Mutter Natalja arbeitete in einer Bank und ihr Vater Maksym war als Mechaniker für eine Autowerkstatt tätig. Anastasia engagierte sich zusammen mit ihrer Mutter für den Tierschutz, vor allem für streunende Katzen. Sie fütterten sie und suchten für sie ein Zuhause. Mit Kriegsbeginn verlor Anastasias Vater seinen Job, worauf er sich als Freiwilliger für den Bau von Straßensperren in der Stadt meldete.
Nach dem Mittagessen am Samstag, dem 14. Januar, saßen ihre Eltern, so Anastasia, in der Küche und bastelten Kerzen für Soldaten in Schützengräben. Sie selbst wollte sich ausruhen, da sie nachts in einer Bäckerei arbeiten musste. "Nur zehn Minuten später, als ich mein Handy neben mich legte, um zu schlafen, hörte ich ein gewaltiges Dröhnen, es war wie ein Erdbeben", erinnert sich die junge Frau an den Moment des Raketeneinschlags.