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Russische Soldaten in Kasachstan eingetroffen
DW
Die Lage in Almaty ist nach den Ausschreitungen der letzten Tage angespannt. Am Hauptplatz der größten kasachischen Stadt stehen sich Demonstranten und Militär unversöhnlich gegenüber.
Nach Angaben aus Moskau sind inzwischen erste russische Luftlandetruppen in dem zentralasiatischen Nachbarstaat angekommen. Die Proteste und gewalttätigen Ausschreitungen gehen offenbar weiter. Den zentralen Platz der Millionenstadt Almaty besetzten über Stunden abwechselnd kasachische Truppen und Demonstranten. Reporter der Nachrichtenagentur Reuters berichteten von Explosionen und Schüssen. Die genaue Lage vor Ort ist unklar, Internetseiten kasachischer Medien sind vom Ausland aus nicht zu erreichen. In Almaty gibt es kaum ausländische Beobachter.
Infolge der Unruhen wurden nach Angaben des Innenministeriums 26 Demonstranten getötet. Es nannte die Todesopfer "bewaffnete Verbrecher". Zudem habe es mehr als 3000 Festnahmen gegeben, meldet der Staatssender Khabar 24 am Freitagmorgen unter Berufung auf das Ministerium. Schon am Donnerstag hatte das Staatsfernsehen berichtet, allein in Almaty seien Dutzende Menschen "eliminiert" worden. Das ließ bereits auf zivile Todesopfer schließen. Das Innenministerium bestätigte nun auch den Tod von 18 Polizisten und Nationalgardisten. Fast 400 Verletzte würden landesweit im Krankenhaus versorgt, 62 Menschen befänden sich auf der Intensivstation, sagte der stellvertretende Gesundheitsminister Aschar Guinijat.
Khabar 24 zitierte Staatspräsident Kassym-Jomart Tokajew mit der Aussage, dass die - von ihm so bezeichneten - Anti-Terror-Einsätze bis zur "kompletten Auslöschung der Kämpfer" dauern sollen. Sein Büro erklärt am Freitagmorgen, die verfassungsgemäße Ordnung sei inzwischen weitgehend wiederhergestellt. Tokajew werde im Laufe des Tages eine Rede an die Nation halten, meldet das Staatsfernsehen.
Am Donnerstagabend Moskauer Zeit vermeldete das russische Verteidigungsministerium die Ankunft einer von Russland angeführten sogenannten Friedenstruppe. Erstmals überhaupt in der Geschichte des von Moskau ins Leben gerufenen Militärbündnisses "Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit" (OVKS) schickt die Allianz Einheiten in einen Mitgliedstaat.
Staatschef Kassym-Schomart Tokajew hatte zuvor von einer "terroristischen Bedrohung" durch im Ausland ausgebildete Gruppen gesprochen und militärische Hilfe der OVKS angefordert. Die "Friedenstruppe" sei auf begrenzte Zeit nach Kasachstan geschickt worden, "um die Lage zu stabilisieren und zu normalisieren", hieß es in einer Mitteilung der OVKS. Der Militärallianz gehören neben Russland und Kasachstan vier weitere ehemalige Sowjetrepubliken an, Belarus, Armenien, Kirgisistan und Tadschikistan. Zur Zahl der entsandten Soldaten gibt es keine Angaben.