
Russische Soldaten in Kasachstan eingetroffen
DW
Die Lage in Almaty ist nach den Ausschreitungen der letzten Tage angespannt. Am Hauptplatz der größten kasachischen Stadt stehen sich Demonstranten und Militär unversöhnlich gegenüber.
Nach Angaben aus Moskau sind inzwischen erste russische Luftlandetruppen in dem zentralasiatischen Nachbarstaat angekommen. Die Proteste und gewalttätigen Ausschreitungen gehen offenbar weiter. Den zentralen Platz der Millionenstadt Almaty besetzten über Stunden abwechselnd kasachische Truppen und Demonstranten. Reporter der Nachrichtenagentur Reuters berichteten von Explosionen und Schüssen. Davor soll es nach offiziellen kasachischen Angaben bereits Dutzende Tote gegeben haben, sowohl Sicherheitskräfte als auch Demonstranten seien unter den Todesopfern. Mehr als tausend Menschen wurden demnach seit Beginn der Proteste verletzt. Rund 2000 Menschen wurden nach Polizeiangaben allein in Almaty festgenommen.
Die genaue Lage vor Ort ist unklar, Internetseiten kasachischer Medien sind vom Ausland aus nicht zu erreichen. In Almaty gibt es kaum ausländische Beobachter.
Am Donnerstagabend Moskauer Zeit vermeldete das russische Verteidigungsministerium die Ankunft einer von Russland angeführten sogenannten Friedenstruppe. Erstmals überhaupt in der Geschichte des von Moskau ins Leben gerufenen Militärbündnisses "Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit" (OVKS) schickt die Allianz Einheiten in einen Mitgliedstaat.
Der kasachische Staatschef Kassym-Schomart Tokajew hatte zuvor von einer "terroristischen Bedrohung" durch im Ausland ausgebildete Gruppen gesprochen und militärische Hilfe der OVKS angefordert. Die "Friedenstruppe" sei auf begrenzte Zeit nach Kasachstan geschickt worden, "um die Lage zu stabilisieren und zu normalisieren", hieß es in einer Mitteilung der OVKS. Der Militärallianz gehören neben Russland und Kasachstan vier weitere ehemalige Sowjetrepubliken an, Belarus, Armenien, Kirgisistan und Tadschikistan. Zur Zahl der entsandten Soldaten gibt es keine Angaben.
Das deutsche Außenministerium äußerte sich besorgt über die Entwicklung in Kasachstan. Gewalttätige Ausschreitungen seien kein akzeptables Mittel der politischen Auseinandersetzung, erklärte das Ministerium. Es gelte jetzt, eine friedliche Lösung im Rahmen eines umfassenden Dialogs mit allen Beteiligten zu finden.