Russisch Roulette in Lateinamerika: Putins Krieg bringt Staaten in die Zwickmühle
Frankfurter Rundschau
Wladimir Putins Krieg gegen die Ukraine bringt Länder in Lateinamerika, darunter Brasilien, Argentinien und Mexiko, in eine Zwickmühle.
Moskau - Auch die großen Staaten Lateinamerikas hat die Invasion Russlands in der Ukraine kalt erwischt. Vor allem die südamerikanischen Schwergewichte Brasilien und Argentinien waren gerade dabei, enge Beziehungen zu Moskau aufzubauen, als Putin seinen Angriffskrieg auf die Ukraine begann.
Über ideologische Grenzen hinweg gaben sich der rechtsradikale brasilianische Präsident Jair Bolsonaro und der linke argentinische Kollege Alberto Fernández in Moskau kurz vor dem Angriff die Klinke in die Hand. Fernández bot Argentinien sogar als „Tor Russlands“ in Lateinamerika an.
Aber nun wanken die Big Player der Region, zu denen auch Mexiko gehört, zwischen völkerrechtlicher Ablehnung und dem Aufrechterhalten der Beziehungen mit Russland. Mexiko verbog sich dabei bemerkenswert. Der autoritäre Staatschef Andrés Manuel López Obrador verurteile die Invasion, will aber keine Sanktionen gegen Russland verhängen. Dieses russische Roulette ist ein gefährliches Spiel für beide Seiten. Aber besonders für die Staaten Lateinamerikas beinhaltet es große Risiken, auf ein nahezu weltweit geächtetes Land zu setzen.
Argentinien hatte gehofft, sich aus der Zwangsjacke der Abkommen mit dem von den USA dominierten Internationalen Währungsfonds befreien zu können. Bolsonaro wollte gerade eine transatlantische Ultrarechts-Allianz mit Wladimir Putin schmieden. Und Mexiko wollte sich ein Stück aus der Dominanz vom Haupthandelspartner Vereinigten Staaten befreien. Aber im Lichte des Ukraine-Kriegs können sich die drei Staaten keine weitere Annäherung an Russland leisten, ohne selbst zu Paria-Staaten zu werden.
Erst jetzt fällt richtig ins Auge, dass Russland ausgerechnet auf dem amerikanischen Kontinent Vasallen, Sympathisanten oder zumindest Länder gefunden hat, die sich nicht an der globalen Ablehnung des Überfalls auf die Ukraine beteiligen.